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Arbeitszeit im Wandel : Möglichkeiten und Formen der Arbeitszeitgestaltung / von Helmut Glaubrecht; Dieter Wagner; Ernst Zander
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238 Arbeitszeitflexibilisierung durch Teilzeitarbeit und Job-sharing

Die gegenwärtigen Ladenschlußzeiten werden vor allem von der Gewerk­schaft unter Hinweis auf die sonst drohende Überforderung der Arbeit­nehmer verteidigt. Dieses Argument verlöre bei Vereinbarungen individu­eller Teilzeitregelungen beträchtlich an Gewicht.

c) Kosteneffekte

Bihl?9 hat die Kosteneffekte der Teilzeitarbeit eingehend beschrieben (Abb. 56) und dabei für sein Unternehmen herausgefunden, daß bei Auftei­lung eines bisherigen Vollarbeitsplatzes auf mehrere Mitarbeiter die direkten Kosten um 3% steigen, während im Falle des Übergangs zur Teilzeit ohne Erhöhung der Mitarbeiterzahl die direkten Kosten spürbar sinken. Das ist vor allem eine Folge der Reduzierung der Entgeltkosten. In beiden Fällen je­doch stehen neben der Steigerung der direkten Kosten bzw. deren drastischer Senkung eine Reihe von indirekten Kosteneinsparungen erheblichen Um­fangs. Sie ergeben sich einmal aus der bekannten und schon häufig beschrie­benen größeren Effektivität der Teilzeitkräfte. Sie ist zwar nicht exakt quan­tifizierbar, kann aber nach unserer Erfahrung mit bis zu 50% angesetzt wer­den, mit anderen Worten: Bei Reduzierung der Vollzeitarbeit auf 4 Stunden ergibt sich derselbe Effekt wie bei Vollzeitarbeit nach 6stündiger Arbeitszeit.

Dieses Ergebnis wird nicht durch Arbeitshetze und Ausbeutung erreicht, sondern weil Teilzeitkräfte ausgeruhter sind, da der natürliche Leistungs­abfall nach 4 bis 5 Stunden keine Auswirkungen zeigt, was insbesondere bei monotonen Arbeiten von Bedeutung ist. Die Teilzeitkräfte können da­her mit größerer Intensität und Konzentration arbeiten. Der weitaus größ­te Teil der Teilzeitkräfte besteht aus verheirateten oder verwitweten Frau­en, also Arbeitnehmern mit Lebenserfahrung und Reife. Wegen ihrer Le­bensstellung sind in dieser Gruppe auch die Ausfallzeiten geringer, was man den Fehlzeitenstatistiken ohne weiteres entnehmen kann.

Die Leistungssteigerung durch Arbeitszeitverkürzung macht sich vor al­lem dort bemerkbar, wo hohe Konzentration gefordert ist oder wo die Ar­beit relativ schnell zur Ermüdung führt.?°% Von Führungskräften wird vor allem eine höhere Motivation, Belastbarkeit und Flexibilität hervorgeho­ben.25!

250 Bihl, G.: Die Bedeutung flexibler Arbeitszeitsysteme, in: Personalführung 1982, S. 186ff.

250a Bihl, G., a.a.O.

251 Vgl. Gaugler, E.: Praktische Erfahrungen mit Teilzeitarbeit in Friedrichs, H./Gaugler,

E./Zander, E.: Personal-Perspektiven 1983/1984, Düsseldorf, München 1983, S. 116.