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Arbeitszeit im Wandel : Möglichkeiten und Formen der Arbeitszeitgestaltung / von Helmut Glaubrecht; Dieter Wagner; Ernst Zander
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Arbeitszeitflexibilisierung durch Teilzeitarbeit und Job-sharing 243

8. Auswirkungen der Teilzeitarbeit auf den Arbeitsmarkt

Ob und in welchem Umfange die Arbeitszeitteilung ein geeignetes Mittel zur Bewältigung der Beschäftigungskrise sein kann, ist umstritten. Zwei­felhaft ist vor allem, ob die Reduzierung von Vollzeitarbeit wirklich zu Neueinstellungen bzw. zur Sicherung vorhandener Arbeitsplätze führt.

Für die Vergangenheit gilt, daß die Produktivität bereits seit Ende der 60er Jahre stärker gewachsen ist als das Sozialprodukt. Das hatte eine Abnah­me des Arbeitsvolumens zur Folge. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Be­rufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit hat errechnet, daß allein in den Jahren von 1973 bis 1979 824000 Arbeitsplätze verlorengegangen wä­ren, hätte man in diesen Jahren die Arbeitszeit nicht kontinuierlich ver­kürzt. Auch die tarifliche Einführung der 40-Stunden-Woche zwischen 1956 und 1967 hat voll auf die effektive Arbeitszeit durchgeschlagen.

Diese Erfahrungen der Vergangenheit lassen sich allerdings nicht ohne weiteres auf die Zukunft übertragen, denn in der Zwischenzeit ist durch den Ausbau des sozialen Netzes jede Neueinstellung zu einem erheblichen wirtschaftlichen Belastungsfaktor geworden. Entlassungen sind vor allem durch die Rechtsprechung der Gerichte erheblich erschwert und durch die Fehlentwicklungen rund um den Sozialplan erheblich verteuert worden.

Diese Entwicklungen zwingen die Unternehmen notwendigerweise dazu, konjunkturelle Nachfrageerhöhungen durch Mehrarbeit auszugleichen und im übrigen durch Rationalisierung den Arbeitskräftebedarf ganz all­gemein niedrig zu halten.

Nach Untersuchungen des IFO-Instituts und des Instituts für Arbeits­markt- und Berufsforschung betrug die Produktivitätssteigerung aus Ar­beitszeitverkürzung nicht weniger als 50%. Immerhin würde danach noch ein gewisser Beschäftigungseffekt bestehen bleiben. Allerdings ist dabei zu beachten, daß Teilzeitarbeitsplätze wie schon oben ausgeführt regel­mäßig ohnehin eine höhere Arbeitsproduktivität haben als Vollarbeits­plätze.

Bei solchen Rationalisierungsmaßnahmen geht es nicht nur um Wirkun­gen durch den Einsatz neuer Maschinen und Produktionstechniken oder durch effizientere Arbeitsabläufe und bessere Organisation. Noch zuvor wird in den betroffenen Betrieben und Verwaltungen die verdeckte Ar­beitslosigkeit abgebaut, d.h. aber in offene Arbeitslosigkeit umgewandelt. In den vergangen Jahrzehnten hatten viele, vor allem größere Unterneh­men, erhebliche Personalreserven angesammelt. Solange die Zeiten gut