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Vielleicht ist diese Einzigkeit auch hier mehr behauptet als begründet. Denn sie fällt aus der Logik als Theoretik, aber auch aus der Ethik, als bloßer Logik des Willens, heraus; und ein andrer logischer Ort für sie will sich nicht zeigen. Aber sie wird doch gedacht; dies Denken muß doch auch logisch zu begründen sein; wenn also nicht durch die Logik als Theoretik, noch als Praktik, gewiß auch nicht als Ästhetik, dann wohl durch jene Allgemeine Logik, die wir fordern mußten, nämlich in einer letzten Grenz- erwägung, der Begrenzung der Methodik des Gesetzes, der Ratio überhaupt, die als logische nur vollzogen werden kann durch ihr (dieser Methodik) eigenes, aber übergreifendes, „transzendentales" Gesetz. Nicht also durch ein überschreiten aller Grenzen der „Vernunft", aber durch die Versicherung dieser Grenze, durch die Begrenzung aller bloßen Methodik, als genereller, in ihrem schlechthin individualen, überrationalen Eegen- punkt, in ihrem eigenen (nicht einem draußen stehenden) Absoluten, und zwar doppelten Absoluten, des Ausgangs und des Ziels, des Alpha und des Omega, in der Sprache der Religion : Seele und Gott, Gott und Seele, beide gedacht in reiner Zndividuität, die sich in ihrer Absolutheit, Überendlichkeit aller, auch reinsten, universalsten Methodik — nicht entzieht aber, als absolute untere und obere Grenze, vor- und überordnet. Religion, bloß als solche, ihrer selbst wegen, braucht nach solcher logischen Rechtfertigung gar nicht zu fragen. Aber sie wahrt darin ihr gutes Gewissen gegen die humane Kultur, gegen die gerechten Ansprüche der Vernunft, d. i. der dreifachen Methodik der Theoretik, der Praktik und auch der Ästhetik, der Methodik des Gesetzes in ihrer vollen Allgemeinheit. Und sie gewinnt damit erst die Selbstgewißheit ihres hohen Anspruchs der Einzigkeit, der Individuität, der alles überragenden Totalität. Cohen drückt diese an einer Stelle ganz unumwunden, fast wie ein Mystiker, aus: die Liebe Gottes füllt den Menschen ganz aus, resorbiert allen sonstigen Inhalt (saugt ihn auf), ts es bleibt nich übrig im Bewußtsein des Menschen, wenn er Gott liebt. „O laß mich ausgefüllt einmal von dir, o Ewger, werden", so betet