Zeitschrift 
Potsdamer Jahresschau
Seite
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Grund diefes Vertrages waren zehntaufend Hfterreicher in Bayern einmarfchiert und Hatten die abgetretenen Teile des bayrifchen Landes befebt, König Friedrich wollte auf jeden Fall eine Vergrößerung der öfterreichifchen Hausmacht auf Koften Siüddeutfch: lands verhindern und machte am 18, März 1778 gegen den Kaifer mobil, Wchtzig: taufend Preußen wurden gegen Schlefien angefeßt, eine einfchließlich der mit Preußen verbündeten Sachfen ebenfo ftarke Heeresgruppe follte unter dem Prinzen Heinrich in Nordböhmen einzücken, Noch gingen aber die Verhandlungen hin und her, Die Frage erhob fich, ob fich der Krieg Örtlich befchränken laffen würde, oder ob andere Groß: mächte mit eingreifen Fönnten, Frankreich nämlich, feit 1756 mit Sfterreich verbündet, war eigentlich genötigt, für den Kriegsfall feinem Bundesgenoffen ein Hilfskorps zu ftellen, andererfeits mußte Rußland, feit 1764 im Bündnis mit Friedrich, für feinen Ver­Hündeten eintreten. Gefchah das, fo wurden wie im fiebenjährigen Kriege die deutfchen Mittel und Kleinftaaten mit in den Strudel des Bölkerringens Hineingezogen, Der Herzog Karl Auguft wollte fich über die gefamte politifche Lage an der Quelle felbft, in Berlin, unterrichten und hier den noch anwefenden Prinzen Heinrich ausforfchen, wie Preußen fich gegen Weimar ftellen würde, Man kann es dem erft einundzwanzigjährigen Meimarer Fürften nicht verdenken, wenn er fein Land von den Kriegslaften verfchont wiffen wollte, Und hierin wird er mit feinem vertrauten Rate Goethe ficher eines Sinnes gewefen fein. Wie aber würde Preußen eine Neutralitätsgerflärung Weimars aufnehmen? Das war die Frage, über die er fich vor allem Gewißbheit verfhaffen mußte. Verlangte man vielleicht in Berlin einen Anfehluß der Kleinftaaten im militärifchen Sinne, nachdem man fie vorher diplomatifch in gegenfaifer: licher Hinficht fchon bearbeitet Hatte? Ferner, wenn den Preußen Werbungen im weimarifchen Gebiete zu: geftanden wurden, mußte man fie nicht auch den Öfterz reichern zugeftehen? Doch das kam in zweiter Linie, Zunächft mußte der Herzog wijfen, ob der König einen Krieg mit Sfterreich und Frankreich aufnehmen wollte und ob er dabei auf die Hilfe der norddeutfchen Klein: {taaten rechnete. So entfchloß er fich, mit dem Manne, mit dem er alle außenpolitifchen Fragen befprach, mit feinem geheimen Legationsrat Goethe, nach der preußiz {chen Hauptftadt zu reifen, nicht ohne vorher Fühlung mit dem ebenfo durch den Krieg bedrohten friedlieben: den Fürften Franz von Deffau genommen zu haben, Goethe war im Jahre 1778 neunundzwanzig Jahre alt,