der breiteren Deutfchen Öffentlichkeit gegenüber erfchien er als der berühmte Verfaffer des„SGöp“ und des„Werther“, alg Der SGünftling Des Weimarer Herzogs, Seine fiaatsmännifche Tätigz Feit in jenen Jahren wurde unterfchäßt, ja, fie war wohl überhaupt nicht bekannt, wenn er auch als Geheimer Legationsrat Sig und Stimme im Konfeil hatte, Über den Aufenthalt in Potsdam fließen die Quellen äußerft fpärlich, nur febhr bruchftückhafte Notizen aus Goethes Neifetagebuch liegen vor, Suchen wir nun an ihrer Hand uns dag Bild der Potsdamer Tage Leibhaft vor Yugen erftehen zu laffen!——
Auf der Landfiraße von Michendorf her rollt der grüne Reifervagen des Herzogs Karl Nuguft nach Potsdam zu, Langfamı geht es auf fandiger Bahn vorwärts, Beim hohen Sandfteinobelisken, der gegenüber der Ecke der Leipziger, Saarmunder und Alten Königfiraße fteht, biegt der Kutfcher nach links in eine Allee ein, die zur Langen Brücke führt, Der Wagen poltert über hölzerne Brücken: bohlen und Hält etwa in der Mitte der Brücke linfs vor einem auf Holzpfählen ftehenden Torhaus von Einftockhöhe. Der dienfthHabende Unteroffizier tritt Heraus und falutiert, als er die Päffe an fich nimmt, er fieht, daß er Herren von Stand und Rang vor fich hat. Das Gefährt feßpt fich wieder in Bewegung, die drei Herren darin blicken intereffiert nach dem Brükenaufsug, der eben niedergelaffen wurde und rollen an einer Lindenreihe dem Stadtfchloß gegenüber vorbei zum Alten Markte, Ein römifches Plagbild überrafcht fie, das mächtige Portal der Nikolaikirche ruft die aus den Stichen Piranefis bekannten römifchen Bauten Ins Gedächtnis zurück: Santa Maria Maggiore! Davor ragt Knobelsdorff® Obelisk, am untern Sockel mit Widderköpfen, die Feftons im Maule halten, geziert. Potsdam präfentiert fich an dem fchönen Frühlingstage, es ift der fünfsehnte Mai, von feiner vorteilhafteften Seite, Zehn Uhr Klingt die Weife vom Sarnifonturm, der Wagen hält vor einem ffattlichen Safthaufe im Palladioftil, Schloßfiraße 7. Über der Tür hängt ein riefiges Wirtshausfchild, es fellt einen flattlihen Offizier mit dem fhwarzen Adlerorden gefchmüct dar, den„Prinzen von Preußen“ Friedrich Wilhelm, den fpäteren Friedrich Wilhelm IL Der„SGaftwirt und Traiteur“ Johann Chriftoph Plöger, feit 1765 Eigentümer des Grundftücks und Begründer des SGafthaufes, empfängt feine Säfte am Wagenfchlage in Höchfteigener Perfon. Im erften Sto liegen die Logierzimmer für Zahlungsfähige, von den hohen Fenftern aus hat man einen prächtigen Blik auf den Paradeplag, den Luftgarten, Leider ift nicht viel zu fehen, der Wirt unterrichtet die Neifenden über alles, was fie fchon wiffen, daß nämlich die Garnifon