Sansfouci eingehend befichtigt werden. Die vier Reifenden brechen nach der Mittags: tafel zu Wagen auf, und bald fteben fie in der goloöftrahlenden Bildergalerie, die das hHöchfte Entzücken des Herzogs, der felbft ein eifriger Sammler it, erregt. Goethe wird vor allem durch die italienifchen Originale gefeffelt, an diefer Stelle trifft er auf feine befonderen Lieblinge: Giulio Romano, Suercino, Neni, Carracci, Weniger tief aber berührt ihn, der fih mit Plänen für einen Dark an der Slim trägt, Die fteife Pracht des franzöfifchen Gartens. Am zehnten Mai{ft er in Wörlig gewefen, noch ft feine Seele ganz erfüllt von der traumhaften Märchenfhönheit diefer„elyfäifchen“ Felder. Der einzige Teil Sansfoucis, der feinem Empfinden noch am nächften Fommt, it der NRehgartenpark mit feinem Eichenbeftand, feinen Durchblidken und Schlängelwegen, aber auch bier ftört die fhnurgerade Ullee der Mitte und ihre Überladung mit Statuen, ganz zu fchweigen von Knobelsdorff großer Kolonnade, Bizarr unorganifch der ganze Garten! So auch das Urteil des Fürften Franz. Önade vor den Yugen der Freunde finden nur der pantheonartige Untifentempel und der Freundfchaftstempel. Ähnliches hat der Deffauer Fürft für Wörlig im Plan. Unter den Schäßen des Yntikentempels lenken nicht fo fehr die von dem Franzofen Ndam ergänzten Lykomedestöchter die Uufmerkfamfeit auf fich, vielmehr zeigen fich die Befucher von der herrlichen Sammlung antiker Büften entzückt, und helle Begeifterung erfaßt fie bei dem Betrachten der antiken Kleins Funft auf dem Rundpaneel und der antiken Münzen und Gemmen in den Schränken des vierekigen Unbaus. Das Rokoko der Schlöffer muß den vier Freunden veraltet erfcheinen; denn der neue Haffiziftifche Stil Erdmannsdorff$ im Wörliger Schloß fcheint ihnen über diefe Kunftübung zu triumphieren, ebenfo wie der Wörliger Bau in der Uußenarchitektur reinere KMaffik als die Potsdamer Schlöffer aufzuweifen hat,
Abgefehen von der Großartigkeit der Anlage muß fich alfo Friedrichs Schöpfung bei aller Bewunderung für den Meifter eine recht Herbe Kritik gefallen laffen. Um frühen Morgen des zweiundzwanzigften fteigen die vier Herren vor dem Safthaufe auf gemietete Reitpferde, wie man fie jederzeit in Potsdam Haben fann, und im fchlanken Trabe geht e$ hinaus nach Sagofchloß Stern. Karl Nuguft, ein Teidenfchaftlicher Jäger und bes geifterter Parforcereiter, muß unbedingt die große Parforceheide und das Iagdhaus des Soldatenkönigs fehen. Nach der Rückkehr wird zunächft die Wohnung des großen Königs im Stadt[hloß befehen, dann wohnt man der MWachtparade im Luftgarten bei, Zu Fuß begeben fich alle nach der Garnifonkirche, um das Innere zu befichtigen, Fremd artig berühren hier die Befchauer die in wildem Barock gehaltenen Figuren des Mars und der Minerva, die rechts und Kinks neben der Gruft Friedrich Wilhelms I. ftehen. Dann wird mit dem lebhaften Intereffe, das Goethe und der Herzog für alles Technifche haben, die Gewehrfabrik einer Infpektion unterzogen. Mafchinen und Arbeiter find in voller Bewegung, unter den Yugen der Befucher werden Sewehrfchäfte montiert, Küraffe gefertigt, metallene Trommeln hergeftellt, Ein eben fertiges Gewehr nimmt der Herzog zur Hand, um das Schloß zu erproben und ein wenig Sriffe zu üben.
Den Nachmittag hat jedes Mitglied der Neifegefellfchaft zur freien Verfügung, Goethe benußt ihn, um Befuche zu machen und Grüße Freund Knebels an alte Name: raden zu beftellen. Wir fehen ihn bei einem Befuche der Witwe des Majors Suichard