Zeitschrift 
Potsdamer Jahresschau
Seite
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Hazard-Spiele, Unterfagt waren aber auch politifche Gefpräche, Ob diefes Verbot mehr der Beruhigung des polizeilichen Mißtrauens diente oder aber der Gemüter in unferer Reffource, Läßt fich Heute fchwer fagen. Man hielt fich wohl an das Wort:Politifch Lied ift ein garftig Lied; denn derpolitifche Paragraph lautet mit feinem naiv anz gehängten zutreffenden Nachfaß:Politifche Sefpräche dürfen nicht geführt werden, überhaupt(!) muß ein jedes Mitglied durch fein fittliches Betragen zu erkennen geben, daß es eines fo fchönen Verbandes werth fei, der fortan als Mufter im hiefigen Orte vorleuchten will, Der leßte Saß dürfte fich vor allem gegen die radau- und trinkluftige Sefellenfchaft oder das. Quartalsunwefen der Weberherberge richten.

\ Bon all dem SGefchilderten hat fich heute nicht viel durch das Jahrhundert erhalten, aber eine Tradition{ft wenn auch in anderer Form geblieben. Neben der General: verfammlung war der große Tag der Nowamwefer Bürger-Reffource vor 100 Iahren der Sylvefterabend(Heute{ft es allerdings ein anderer Tag). Ein Höhepunkt für viele Sabre ift 3. B. die große Föte von 1827 gewefen. Ein Zirkular bei den Wkten gibt uns einen Einblie, wie man damals feierte, Die Unzugfrage wird Feine Rolle gefpielt Haben: man trug feinen befcheidenen Hochzeitsftaat, der wie Die Wäfche fo folide war, daß er bis ang Lebensende und oft noch für die Kinder reichte, Damals kannte man Feine Modeforgen beim Bürger in der Kleinftadt, 67 Perfonen und eine halbe Kinder durften nicht mitgebracht werden, alfo war es wohleine halbe Portion meldeten fich als Teilnehmer. Die Vereinskaffe war auf 29 Thaler und 17 Silbergrofchen ans gefewollen und mußte für Gratisgenüffe herhalten. Allerdings waren es dann nur 40 Seftgäfte, die fich am 31. Dezember 1827 um 7 Uhr abends bei Herrn Mödinger ein fanden. Bon Herrn Mödinger wurde ein Wbendbrot arrangiert, beftehend in zweierleny Braten, Butter und Käfe nebft Zubehör, dazu einer halben Flafche Wein, Dann war für Mufik geforgt worden, die garantiertnicht zu Foftfpielig war, Troß des Königlichen Polizei-Direktors zu Potsdam wird man gelacht, getanzt und gefungen haben, bis die Turmuhr von der Friedrichskirche das neue Jahr mit ı2 Schlägen verkündete viel: Leicht tanzte man noch länger, Jedenfalls war es auf Jahre der ftolzefte Tag der Nef­fource, und bei aller Heinbürgerlicher Senügfamfkeit werden die Herren Fabrikanten wunders gedacht haben, was fie fich Leifteten.

MWie ftets bei folchen Gründungen, verflog der erfte Feuereifer bald; aber auch die Zeiten wurden immer fchlechter, Die Beiträge gingen fchwer ein, Mitglieder fprangen ab: man wurde noch befcheidener, 1834 Fonnte die Kaffe nur je fünf Silbergrofchen für 12 Perfonen fpringen laffen. Da gab es bloß noch eine Sorte Braten, und an Stelle von Wein begnügte man fich mit Braunbier, Nach einer Heinen Belebung kamen dann 1848 bis 1850 traurige HNungerjahre, Die die Not aufs Höchfte trieben. Kurz vorher Hören die{hriftlichen Aufzeichnungen der Acta auf. Man kann annehmen, daß unfere ehrfame Bürger-NReffource den Schlaf des SGerechten fchlief, wie ganz Deutfchland nach der patriotifchen Woge von 1848. Erft von den 70er Jahren an ift der Beginn einer neuen Blütezeit bis auf unfere Tage zu beobachten, Der Kreis erweiterte fich; waren es früher nur Weber, fo bildeten nunmehr Sefchäftsleute und Gewerbetreibende aller Urt, Beamte, Prokuriften und Angeftellte den Stamm der Gefellfchaft, Troß ver: