Zeitschrift 
Potsdamer Jahresschau
Seite
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junge Dinger noch, die eine gerade achtzehnz, die andere, Ika, fiebzehnjährig. Luife die Gattin des Kronprinzen, Jka die des Prinzen Louis,-der fo tragifch früh fterben follte...

Sa, ein harter Schlag, diefe jähe Trennung, kaum, daß die beiden Paare fich den Winter über, den lauten, miteinander eingelebt Hatten. Zumal für Luife und Friedrich Milhelm, deren Bund Herzensfache gewefen und die nach mancherlei Trübungen und Mißverftändniffen, die diefer erfte Winter am Berliner Hof mit feinen lärmenden Feften, feinen Kabalen und Intrigen leider mit fich gebracht, gerade froh des Refu: giums waren, das ihnen mit dem Frühjahr Potsdam geboten, Potsdam mit der ftillen Wohnung im Stadtfchloß, mit den Gärten in ihrem jungen Grün, mit Sansfouct, das Luife, die Fremde, eben erft Fennengelernt,

Die Prinzeffin ift glücklich! notiert ftolz die Gräfin Voß, Luifens Oberhof: meifterin, in ihrem Tagebuch. Und der Kronprinz fchreibt einem Freunde:Meine Frau hat fich hier ganz verändert! Sie felbft gefteht ihrem Bruder George in einem Briefe, der volle Zufriedenheit atmet, fiegehe zu Bette mit den Hühnern, Küken und Kikerikig und ftehe mit Höchftdenenfelben wieder auf, Lefe, fchreibe und Lebe im übrigen zum Vergnügen ihres Mannes,

Glück von Kurzer Dauer, faft Tagen nur. Cher denn gedacht, muß fie fich als das zeigen, als was fie fich fcherzend noch in eben jenem Briefe bezeichnet: alsSoldaten weib, Den Gatten, den Soldaten, ruft die Trommel, Der Nusmarfch gen Polen ift befchloffene Sache, Was wird aus ihr? Nach Berlin zurück, an den Hof, wo ihr Feiner gut will, fie weiß es nur zu genau, noch Mingt der böfe Klatfch ihr im Ohr, der fie dort mit derFerdinanderie in Bellevue verdächtigt hat, der KMatfch, der ihre Freund: fchaft mit dem Prinzen Louis Ferdinand fo haßlich entftellt hat,.. nach diefem Berlin zurück? Nur das nicht! Sie will in Potsdam bleiben. Und noch am felben Abend, da die Marfchorder eingetroffen, am 27. Ypril, erbittet und erhält fie bei einem Konzert im Neuen Palais von dem königlichen Schwiegervater die Erlaubnis, nach Sansfouci Hinaufziehen zu dürfen, derweilen ihr Friß im Felde ftebt.

Erlaubnis, allergnädigfte, für fich und die Schwefter, die Feine Ska, die ja{br Los teilt, das bittere, nach kaum gelebter Che als Strohmwitwe zurück bleiben zu müffen... Los, um fo bitterer, als beide Frauen den geliebten Männern holder Scham geftehen durften, daß fie, felbft Halbe Kinder noch, ein Kindchen erwarteten!

Abfchiedsfeft in Monbijou bei der Königin, am 12. Mai, Alle Höfe find an: wefend, die ganze Generalität, von des Kronprinzen Regiment fämtliche Offiziere, Gedrückte Stimmung. Friederike Luife, dem König, dem Bater ihrer Kinder, troß aller Srrungen und Wirrungen diefer Höchft problematifchen Che in Siebe verbunden, bangt vor Aitentaten, fieht Gefpenfter, Aber Friedrich Wilhelm rettet Die Situation,Je crains Dieu et nai pas dautre erainte! Cin fiolzes, ein Föniglides Wort, Die Gläfer Hirren, die Degen funkeln,

Nur zwei junge Frauen haben Tränen in den Augen.

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