Zeitschrift 
Potsdamer Jahresschau
Seite
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Da liegt in der Mark, auf dem Wege nach dem Often, ein einfames Gut, Stein: Höfel Heißts, Gehört dem Hofmarfchall von Maffow, und David SGilly hat das Herrenhaus gebaut, Es ift, Steinhöfel, noch Heute im Befiße der Maffows, nur arg verändert; aber ein Uquarell von Sillys Sohn, dem genialen Friedrich, in deffen Sußftapfen dann Schinkel trat, hat es wenigftens als Bild erhalten, wie e$ damals war, Schloß, Garten, das Parkportal mit den beiden Sphinren, im Park der Heine gefühlvolle Pavillon,

Dort gibt der General von Maffow den beiden Paaren, ehe die Trennungsftunde fchlägt, ein SGartenfeft, einen bal champötre in der Maskerade einer Bauernhochzeit: Es ift Wonnemond, der Garten fteht in vollem Flor, die Nachtigallen fchlagen die ganze Nacht, Yus Liebesarmen ftürzen am Morgen drauf zwei Offiziere zu ihren Chaifen, in aller Herrgottsfrühe, Und zwei junge Frauen ftehen blaß, den Mund noch heiß von Küffen, am Fenfter und winken ihnen nach, bis der Staub der Straße Wagen und Gefolge ihrem tränenden Yuge entzieht...

Der 15. Mai, Und noch vom felben Tage, noch aus Steinhöfel ift der erfte Brief datiert, den Luife, ganz zerfließend, dem Kronprinzen nachfchiekt,Verlaffen und einz fam gebe ich mich ganz meinem Schmerze Hin und Habe nur den einen Troft, auf dem Sofaplaßs zu fißen, mo Du immer gefeffen haft, Und noch inniger, frauenhafter und, was bezeichnend ift, auf deutfch:Du bift mein UYlles, Engel meiner Seele, in Dir finde ich all mein Glück, und ohne Did{ft mir alles nichts, und ich bin unglücklich! Ich bitte Dich um Gottes willen, antworte mir recht aufrichtig, ob Du auch recht innig und wahrhaftig von meiner wahren, reinen Liebe zu Dir überzeugt. bift,

Unterfchrift:Dein treues Weib Luife, Und das treue Weib Luife ftrickt, während Stau von Maffow die Troftlofe aufzuheitern verfucht, an einem Strumpf für den Geliebten..

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Die erften Zage auf Sansfouci, Es ift das Sansfouci noch Friedrichs, wie er fterbend es gelaffen, nur im Innern verändert dadurch, daß Friedrich Wilhelm IL, das Schlafs, das Sterbezimmer des Dheims von Erdmannsdorff a la mode in dem neuen Flaffiziftifchen Stil hatte umbauen laffen. Das Sansfouci noch ohne die Seiten: flügel, mit denen es erft Friedrich Wilhelm IV. nach 1840 vergrößert hat. Und auch die Arbeiten des Deffauer Gärtners Eyferbeck, für den es nur den neuenenglifchen Stil gab, hatten Terraffen und Park nicht, fo einfchneidender Natur diefe Arbeiten auch gewefen, den friderizianifchen Charakter nehmen Können. Mie Heute noch ftiegen die Terraffen fanften Schwunges zu Tal, durch des Königs Treforier Nig Gott fei Dank in leßter Minute davor bewahrt, in einen Rafenhang verfehandelt zu werden, wie er dem Gefchmack jener Tage fchöner fchien, der fich die Schnörkel des Rokoko übergefehen hatte,

Ein Ruhmestitel iefes vielgefchmähten Sünftlings, auf dem anderfeits freilich das Odium laftet, demMarmorhaus feines Herrn imNeuen Garten am Heiligen See zuliebe die herrliche barocke Kolonnade Knobelsdorffg mittwegs der großen Haupt­

SG