Zeitschrift 
Potsdamer Jahresschau
Seite
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Proteftauszug der 364, durch den Zug Heckers, durch den Putfch Struves im September, Dortu wurde Mitglied des Neckarbundes, Er ftudierte das leßte Semefter in Berlin, beftand dort das erfte Eramen und wurde ANuskultator am Potsdamer Stadtgericht, Wenngleich feiner Sehnfucht nach einem idealen KRechtsfiaate die alten Formen morfch und repifionsbedürftig erfchienen, wußte er Doch als treufleißiger Arbeiter feine poliz tifche Überzeugung von der gewiffenhaften Anwendung der nun einmal beftehenden Sefeße wohl zu unterfcheiden und erwarb fich die volle Zufriedenheit feiner Vorgefeßten, Im Jahre 1848 war auch für Dortu Fein Halten mehr, Die revolutionäre Schulung in der Heidelberger Studentenfchaft unter Struves gewaltigem Einfluß hatte ihn politifch Herangereift, Als Mitglied von Struves revolutionärem Klub war er begeifterter Un: Hänger der Demokratifchen Republik, die den Kampf für die Frankfurter RNeichsver­faffung auf ihre fchwarzrotgoldene Fahne gefchrieben hatte, Uls Redner in Berliner und Potsdamer Volksverfammlungen riß er die Menge mit fich fort, Nach Schilde: rungen feiner Freunde war er ein fchöner junger Mann von hoher Fräftiger Geftalt mit braunen prächtigen Augen und von edler Sefichtsbildung. Um den Mund ein etwas wehmütiger Zug, Sein fympathifches Auftreten Fonnte ihm fchon in der erften Viertel: ftunde Freunde erwerben. Er hatte eine enthufiaftifche Seele und war troß feiner Jugend ein Mann von großem perfönlichen Mut, von Tatkfraft und revolutionärer Energie, Neben diefen großen Eigenfhaften der Seele befaß er ein Findliches Gemüt voll Liebe und aufopfernder Freundfchaft. Sein Herz war rein geblieben von dem Schmuß des Lebens, wie fein fchöner Körper, Er hat niemals ein Weib berührt. Bon hoher Moraliz tät, mäßig und nüchtern in feinen Bedürfniffen, war er ftrenge gegen fich felbft, Nach: fichtig und Kebevoll gegen andere befaß er nur ein Streben und eine Leidenfchaft: die Liebe zur Freiheit und für fein deutfches Vaterland. Seine politifchen Gegner fagten ihm nach, der Umgang mit dem atbheiftifch gefinnten Revolutionar Schlöffel habe in feinem Herzen das Chriftentum untergraben, ihn zum Naturaliften und Freigeift ge: macht, dem auch die Heiligften Rechte des Staates nicht heilig waren, und fo fei er zu einem Aufrührer, zu einem Eidbrüchigen geworden. Sein Wahlipruch fei gewefen: Saffet ung effen und trinken und fröhlich fein, denn morgen find wir tot, und mit dem Tode{ft alles aus, Ganz anders fprachen, die ihn aus nächfter Nähe beobachtet hatten, Schon feine äußere Erfcheinung gab Zeugnis eines Endlichen Sinnes, einer durch Feine Art von Yusfchweifungen verderbten Sittenreinheit, einer ungefchwächten männlichen Kraft. So fchwebt fein Bild fagt Dr. Lehmann in Potsdam bei einer Gedächtnis: feier auch allen denen vor, die Gelegenheit hatten, ihn auf der Rednerbühne eines BVolksvereins oder vor der großen verfammelten Volksmenge zu fehen, Er fand fein Vergnügen in dem abgefchiedenen Leben der freien Natur, unter Gottes freiem Himmel; dort ward fein Mut geftählt, dort gewann er das hefriedigte Gefühl der Selbftgenüg: famfFeit und des mannhaften Auftretens, Er verfhmähte allen eitlen Ruhm, ihm galt nur die Sache zu fördern, die er nach feiner beften Überzeugung als das Gute erkannt hatte, Als er fich in jugendlichem Ungeftum im Bolksverein zu der unbedachten Außerung Hinreißen ließ, die große Menge feiner Brüder im Bolk gelte im mehr, als ein einzelner