Zeitschrift 
Potsdamer Jahresschau
Seite
45
Einzelbild herunterladen

Königlicher Prinz, und als er den Prinzen von Preußen am 12, Mai einen Kartätfchen­prinzen nannte(in der Unnahme, der Prinz Habe am 18, und 19. März 1848 in Berlin die Truppen kommandiert), verfiel er in fchwere gerichtliche Unterfuchung, Bon Mai bis Oktober faß er in der Hausvogtei in Berlin in Unterfuchungshaft, Seines Umtes wurde er im Juli entfeßt, Um 4. Yuguft wurde er unter Freifprechung von Majeftäts­beleidigung wegen Beleidigung des Prinzen von Preußen zu fünfviertel Jahren Feftungshaft verurteilt, Er legte Uppellation ein und wurde im Oktober vorläufig in Freiheit gefeßt. Sofort Fehrte er nach Potsdam zurück und nahm feine revolutionäre Tätigkeit mit doppeltem Eifer auf. Er organifierte die radikalen Elemente der Pots: damer Bevölkerung, befonders die Arbeiterverbindungen, bei denen er in großem Unz fehen ftand, zum Widerftand und zur Vorbereitung auf einen Kampf, den er feit dem Beginn der Wiener Oktoberrevolution vorherfehen Fonnte, Als das Minifterium Brandenhurg-Manteuffel die Verlegung der preußifchen Nationalverfammlung nach Brandenburg ankundigte, war Dortu nach Berlin geeilt, um von den Führern des Klubs und den Leitern der Fonftituierenden Verfammlung den Widerftand mit den Waffen zu verlangen. Er verfprach ihnen, zu derfelben Stunde in Potsdam denfelben Widerftand in Sgene zu feßen, den er mit Gefchiek und Energie vorbereitet Hatte, Zwifchen ihm und den DBertretern des paffiven Widerfiandes Kam es zu heftigen Szenen, AWe feine Bes mübhungen waren vergeblich; Zorn und Erbitterung ergriffen fein Herz.

Er wurde einer der Abgeordneten zu dem großen demokratifchen Kongreß der Volksvereine des ganzen deutfchen Baterlandes vom 26, bis 28, Oktober in Berlin, ‚Hier bewährte fich mehr denn jemals die reine Hingebung an die Sache, Dann beteiligte er fich an der Novemberbewegung und hielt am 12. November in Potsdam eine bewegte Volksverfammlung ab, in der er aufforderte, gerüftet zu fein auf den Augenblie£, wo das ganze Volk fich erheben würde, ferner die in Frankfurt befchloffene Reichsvers verfaffung mit den Waffen zu verteidigen; endlich follten die Arbeiter die Eifenbahnz fchienen aufreißen, um die Fahrt der Truppen nach Berlin zu verhindern,

Megen diefer Wühlereien. wurde May Dortu wieder in Unterfuchung gezogen, der er fich durch die Flucht entzog, als er nach 8 Tagen feinen Steckbrief in der Zeitung las, Die Polizei vermutete ihn in Hamburg. Er war aber nach Deffau gegangen, und als er auch dort nicht ficher war, nach Belgien geflüchtet, In Brüffel Kam er in Konflikt mit der Polizei und mußte mehrere Tage im Gefängnis zubringen. Mangels eines Paffes wurde er nach Frankreich abgefchoben.,

So tauchte er dann an einem Januarmorgen des SKahres 1849 in Paris bei feinem Freunde Guftav Rafch auf, in deffen Hotel er Wohnung nahm. Er war zum erftenmal in Paris, das er mit Heiliger Undacht durchwanderte, Er kam in den intereffanten Kreis zahlreicher Flüchtlinge aus Berlin und Wien, lernte Arnold Ruge, Mary u. a Fennen. Über in feiner etwas melancholifchen Art hielt er fih mehr für fich, beteiligte fich nicht an dem Teichtfinnigen Nachtleben, fondern befchäftigte fich mit militärwiffen fchaftlichen Studien, weil er in die franzöfifche Armee eintreten wollte, um fich für die Fünftige deutfche Revolution vorzubereiten, Er war erbittert über die Erfinder und Vertreter des paffiven Widerfiandes in Deutfchland, Nach feiner fejten Überzeugung