Zeitschrift 
Potsdamer Jahresschau
Seite
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würde tatfräftiger Widerftand in den Straßen Berlins das Minifterium Manteuffel über den Haufen geworfen Haben, Republikaner von Überzeugung, fah er die trüben Zeiten der Reaktion voraus, Berlin, fo meinte er, hätte die Freiheit in ganz Europa durch einen Fühnen Schlag retten Können, Statt deffen ließ es die Sache der Freiheit feige im Stiche, Er lebte mit feiner Seele in politifchen SGrundfäßen, deren Durch: führung er fich zur einzigen Lebensaufgabe gemacht hatte, Mit funkelnden Nugen rief er auf dem Turm von Notre-Dame: Ich möchte alle Könige und Fürften auf diefen Turm führen, ihnen diefe gewaltige Stadt zeigen und fie fragen:Glaubt Ihr noch, daß Ihr die Revolution hefiegen werdet?

Er wechfelte mit feinem gleichgefinnten Vater wöchentlich liebevolle Briefe, wie zwei Freunde, Der Vater war wohlhabend und verfah ihn überreichlich mit Geld, Den Überfchuß verwendete Max hochherzig zur Unterffüßung armer und notleidender Slüchtlinge, Oft reichte das Geld nicht, dann verfeßte er Kleider, Uhr und Koftbarkeiten im nächften Leihhaufe, um den Erlös notleidenden Streitern der Revolution zuzumwenden, Nach Dortus Tode hat Rafh noch die goldene Uhr, deren Pfandgeld er einem armen Hreunde gefchenkt hatte, eingelöft und an den Vater gefchickt, Bon dem wird auch ein reizvoller Zug der Hilfsbereitfchaft erzählt. Als er im Winter in Potsdam einem Hoch: zeitszug auf der Straße begegnete, z0g er feinen Pelzmantel aus und legte ihn der Braut um die Leicht befleideten Schultern,

Als im Frühjahr 1849 die Bewegungen der Revolution durch Europa zueten, fagte Dortu:Ich muß meine militärifchen Fähigkeiten und Kenntniffe jeßt im Dienfte der Revolution verwenden; was foll ich weiter in Paris? Ich werde in die Dienfte der römifchen Republik treten. Sein Vater war, wie immer, einverftanden, Nach einigen Tagen zeigte der Sohn feine Unftellung in der römifchen Urmee als Sergeant der Infanterie mit der Yusficht, Offizier zu werden, Seine Freunde meinten, er hätte fich Leichtfinnig ohne Sicherheiten verkauft,

Mit Eifer lernte er italienifch. Seine fhönen Yugen Loderten von dem Feuer der Begeifterung, für die auferftandene Republik des alten Rom Kämpfen zu Können. Nach 14 Tagen reifte er über Marfeille ab. Dort wurde er vom Fieber zurücgehalten, und die franzöfifche Intervention Hhinderte ihn an der Wbreife nach Rom,

Inzwifchen war in Baden und der Nheinpfalz die Revolution ausgebrochen. Un 14. Mai war ganz Baden in Händen der Aufftändifchen, die badifche Urmee über: getreten, der Großherzog geflohen!

Dortu fchloß fich einer Schweizerfchar an und ging im Mai über Genf nach Karlsruhe, wo er fich der proviforifchen Regierung zur Verfügung fellte, Da Brentano zögerte, ihm eine feinen Fähigkeiten entfprechende Stelle in der neu organifierten Urmee zu geben, wendete er fich an Struve, der fich von dem ihm zu verföhnlichen Brentano am 5. Suli getrennt und den Mlub des. entfchiedenen Fortfchritts gegründet hatte, Dem trat Dortu bei, Sein energifches Wefen, fein blühendes Yusfehen, feine hegeifterten Worte gefielen Struve ungemein. Er empfahl ihn dem General Philipp Becker, der in in feinem Stabe als Ordonnanzoffizier anftellte, Dortu war tätig und ernft, ver: fah feinen Dienft mit Eifer und Pünktlichkeit, arbeitete Tag und Nacht auf dem Büro,

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