in den Forstweg nach Uenze hinein geht und kurz vor dem Kronsberg abbiegt, am kürzesten jedoch der Weg über den „Herrensteig“ und am Kessel vorbei.
Mitten in der Forst also und unmittelbar an der Jeetze liegt der Ort, wo einst der Räuberkrug gestanden hat. Eine alte Handels- oder Heerstraße führte an diesem Krug vorüber; sie führte von Lübeck und auch von Wismar nach dem damals weitberühmten Wallfahrtsort Wilsnack und dann weiter nach Werben und dem Süden zu. Hier mitten im Walde wurden nicht nur die Wallfahrer, sondern vor allem die Kaufleute oft überfallen und ihrer Waren beraubt. Wahrscheinlich haben die Räuber oft mit dem Wirt überein gewußt, ob freiwillig oder gezwungen, das sei dahingestellt.
Weder Chroniken noch Urkunden wissen etwas von dem Bestehen dieses Wirtshauses zu berichten. Lediglich das Kirchenbuch von Uenze hat eine Eintragung über einen Mord am Räuberkrug. Sonst sind es nur Überlieferungen und die Ergebnisse von Ausgrabungen, die über diesen Krug berichten. Der Waldboden läßt auf das Vorhandensein einer ehemaligen Siedlung schließen; er ist mit Immergrün bedeckt. Linden, Haseln, Eichen und ein alter Wegdorn vervollständigen das Bild. Ein überwachsenes Pflaster aus Feldsteinen deutet auf Ställe hin. Eine Feldsteinmauer schützte das Gehöft. An einer andern Stelle deutet in die Tiefe reichende Modererde einen Brunnen an. Nach dem Jeetze-Bach zu fand man Überreste einer Herdstelle und eine'ausgedehnte Lehmtenne. Hier ist das ehemalige Wohnhaus zu vermuten. Da das Gehöft unmittelbar an der Jeetze lag, wurde es durch starke, erdbeschüttete Pfähle gegen Uberspülung geschützt. Gefundene Gefäßscherben sagen aus, daß das Gehöft vom 14. bis 17. Jahrhundert bestanden haben muß. Diese Feststellungen hat Frau Dr. Bohm in den Jahren 1934—1937 bei ihren Forschungen an Ort und Stelle gemacht.
Als einst der Räuberkrug bestand, waren die Besitz- und Rechtsverhältnisse in der Mark Brandenburg recht verworren. Die Städte waren durch ihen Handel aufgeblüht, das Rittertum verlor an Macht und Wohlstand. Das Raubrittertum begann. Da schlossen sich die Städte zur Hansa zusammen; ihr gehörte auch Perleberg an. Unter der Führung Perlebergs bildeten die Prignitzer Städte einen Abwehrbund. Die Markgrafen waren zu schwach, um der Unsicherheit im Lande abhelfen zu können. Aus alten Berichten und Urkunden erfahren wir einiges, was mit dem Räuberkrug Zusammenhängen könnte. 1444 schickte Friedrich II. eine Aufforderung an die Prignitzer Städte, der Unsicherheit im Lande energischer entgegenzutreten. Die Macht der Wegelagerer aber war so groß, daß Perleberg, als es z. B. den Heine Borgeroggen schnappte, vom Grafen von Schwerin schwer bedrängt wurde und es nun fortan nicht recht wagte, gegen sie vorzugehen. Der Bandenführer Kone Windelband, der sein Unwesen an der
252