Heft 
(1956) 8
Seite
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Straße WilsnackPerleberg trieb, wagte es, dem Erlaß des Kurfürsten zu trotzen. Perleberg wandte sich an den Kurfürsten. Windelband wurde gefaßt und 1460 gehängt. Da schwur sein Sohn Henning Wischerup der Stadt Rache. Wörtlich heißt es:Darum will ich, Henning Wischerup, Euer Feind sein, solange Ihr mir Sühne getan habt für meinen toten Vater, den Ihr verraten habt. So will ich Euch Schaden tun mit allen denen, die ich auf meine Seite bekommen kann. Danach mögt Ihr Euch zu richten wissen.

Möglicherweise hat Henning mit dem Wirt des Räuberkrugs in Verbindung gestanden. Aus einem Protokoll, das aus dem Jahre 1542 stammt und die Aussagen desSchnappsacks Hans von Wartenberg aus Nebelin enthält, der in Perleberg hingerichtet wurde, erfahren wir einige Namen von Straßenräubern: Achim Wulfkeft, Hans Koepke, Achim Linden mit deH lahmen Hand. Auch der Pastorensohn aus Nebelin war dabei. In anderen Urkunden werden noch folgende Namen erwähnt: derdicke Hennrick, der mit 120 Mann die Straße Wismar-PerlebergWilsnack unsicher machte. Dann Jakob Reuter und Georg Obergk, der Hamburger und andere Kauf­leute auf freier Straßeniedergeworfen,benommen undbeschädigt habe (1551).

Der letzte Erlaß gegen die Räubereien stammt aus dem Jahre 1603 von dem Kurfürsten Friedrich, der bekanntgab, daß alle Städte, Dörfer, Schenken und Krüge seiner Ungnade verfallen, wenn sie die Taten dieses Gesindels billigen und begünstigen würden. Der 30jährige Krieg mit seiner Verwilderung machte die Durchführung dieses Erlasses zunichte. Bis zu dieser Zeit muß der Räuberkrug noch bestanden haben, wie die Scherben­funde lehren. Der Handel hörte infolge der Kriegswirren auf, und das Wirtshaus verlor seine Bedeutung.

Urkunden berichten, daß die damals zu der Stadt Perleberg gehörige MeiereiBollbrück und seine in der Nähe liegende Schäferei, das heutige Schäferei- oder Mendeluch, durch kriegerische Horden verwüstet worden sind. Wir können annehmen, daß zur Zeit des dreißigjährigen Krieges auch unserm Räuberkrug ein Ende bereitet worden ist. Nach anderer Lesart bestand er noch bis ins vorige Jahrhundert, da ja in diesem mit dem Chausseebau auch der Weg nach Wilsnack eine andere Route nahm. Die Natur überwächst alte Wohnstätten schnell, wie wir es an dem Schicksal unserer beiden anderen HeidegaststättenAlte Eichen undBollbrück jetzt selbst beobachten können.

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