Heft 
(1956) 8
Seite
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lung eines Werkes auf die pure Inhaltsangabe im Wechsel mit Zitaten hin­aus. Gewiß, der eine Hörer lernt das Werk kennen und fühlt sich besten­falls veranlaßt, selbst zum Buch zu greifen, der andere jedoch glaubt sich nach dieser Art der Darbietung ein- für allemal der Mühe der Selbst­beschäftigung enthoben. Es gäbe, und das sei hier als Anregung gemeint, ein weites Feld, das der Bestellung wert wäre: einmal die vergleichende Betrachtung mit Themen wieDer Arbeiter in der neueren Literatur oder Die Darstellung des Bauern bei Gorki und bei Scholochow o. ä., sodann, unter stärkere Berücksichtigung von Formproblemen,Wie schildern Keller und Fontane die Liebe junger Menschen? und drittens reine Form­probleme wieDarstellungswerte der deutschen Sprache,Wie lese ich ein Gedicht? u. ä.

Wir werden uns schon im nächsten Halbjahr gelockerter geben. Dreii Autoren unseres Bezirkes werden aus ihren Werken vorlesen, ein Drama Hauptmanns soll mit verteilten Rollen geboten werden, und zwei Vorträge überUmgang mit Dichtung sollen uns lesen lehren. Auch die Besprechung von Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt und von Theaterpremieren wird wieder aufgenommen, womit die Gegenwartsprobleme des literari­schen Schaffens stärkere Beachtung finden. Weiterhin soll die Jugend zu Worte kommen, d. h. gute Sprecher der Oberschule sollen an einem Abend Novellen vorlesen. Denn es muß uns ja vor allem am Herzen liegen, die Jugend, die vor Jahren weit zahlreicher vertreten war, wieder heran­zuziehen. Die Arbeitsgemeinschaft Literatur steht in dem Ruf, die beste Arbeitsgemeinschaft der Ortsgruppe zu sein; aber wir dürfen uns nicht selbstgefällig dieses Rufes erfreuen, solange die Jugend nicht zu uns kommt.

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