kommt, schämt sich die aufgetakelte Großstadtmamsell der schlichten Eltern. Auch die plattdeutsche Sprache ist ihr zu plump und nicht mehr vornehm genug. Aber die Jugendfreundin Dörte bringt es fertig, daß bald die Scham eine umgekehrte ist:
Dort, du hest recht,
* J i
ick bün recht schlecht.
Ick mücnt vor Schorn jetzt rein vergohn, '
weil ick uns Sprok nich wull üerstohn. t
In einem anderen Gedicht „De plattdütsch Sprok“ läßt Graebke den eleganten und etwas leichtfertigen jungen Gutsbesitzer in einem Brief schwülstig und überschwenglich um Helene, des Dorfpastors Tochter, werben:
O heißgeliebtes Wesen,
noch nie bin ich gewesen * s
so glücklich, als ich gesterh war.
Mit seligem Entzücken dürft’ die ans Herz ich drücken,
die heiß ich liebe immerdar. *
Ich kann nur weiterleben, *
wenn Sie mir Hoffnung geben,
daß ich Sie darf als treue Frau
auf meinen Händen tragen
schon in nicht fernen Tagen!
Ihr Dietrich-Hans von Liebenau.
Die auch hier etwas eitle Mutter ist dem reichen Blender und Schöntuer verfallen und ist glücklich über diese „Ehre“ und solche Partie. Aber die Tochter wählt den anderen: Nohwers Franz. Der hat nur mit den schlichten * Worten geworben:
Lew Deern,
ick hew di gern. ,
Gerade in der Schlichtheit dieser Worte, die nichts mit dem gleisnerischen Charakter der obigen gemein haben, hat sie gespürt, daß im heimatlichen Platt etwas Anheimelndes wohnt, etwas, das Vertrauen erweckt, und daß Menschen, die sich seiner bedienen, zuverlässig und gediegen sind:
De plattdütsch Sprok, de kann nich legen, de kann keen Mäkenherz bedregen.
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