Material Zusammentragen helfen, das der wissenschaftlichen Forschungsarbeit die Unterlagen gibt, die Zusammenhänge aufzudecken und Schlüsse zu ziehen, die für unser Volkstum von Bedeutung sind. Wir freuen uns auch, daß die Leitung dieser Arbeit in den Händen von Frau Dr. Anneliese Bretschneider liegt, die in Lichtbildervorträgen auch bei uns in der Prig- nitz das Interesse für dieses Gebiet zu wecken verstand und die in einem kleinen besonderen Werk Mannigfaltigkeit und Eigenart unserer heimatlichen Mundart würdigte. Sie tat das vornehmlich in bezug auf die mundartlichen Sonderformen in den Elbdörfern um Hinzdorf. In Frau Dr. Bretschneider haben wir sozusagen den amtlichen Schutzengel für unser Platt. Als Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin leitet sie die Stelle, die zur Lebendigerhaltung unserer gefährdeten Mundart eingerichtet ist. Wer an ihrer praktischen Arbeit und somit an der Erstellung unseres mundartlichen Wörterbuches mithilft, dient unserer Heimat und unserem Platt.
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Die Muttersprache wird mit der Muttermilch eingesogen. Eine jede Landschaft gibt ihren Menschen die Mundart und die besondere Klangfarbe derselben mit. Beide haften meist für’s ganze Leben. Sie sind ein Zeichen der Herkunft und der Stammeszugehörigkeit, ein Stück des Begriffes „Heimat“. Heimat und Mutter sind wesensgleich. In ihnen wurzelt jeder Mensch. Auch eine neue Heimat mit einer anderen Mundart kann die erste, eigentliche nie ganz ersetzen. „Die Heimat ist die Mutter, die zweite Heimat bleibt immer nur die Stiefmutter“.
Darum freuen wir uns zu jedem Dialekt, zu jeder Klangfärbung, die uns von neuen Mitbewohnern unserer Heimat entgegenklingen. Sie verraten, daß auch in ihnen der Heimatlaut sich fest eingeprägt hat und lebendig geblieben ist. Es gibt törichte Menschen, die sich ihrer Mundart schämen. Sie versuchen, sie zu verleugnen, und können es doch oft nie ganz. Sie sprechen selbst nicht mehr ihre Mundart und mühen sich, diese auch nicht mehr an ihre Kinder herankommen zu lassen.
Der Volksmund unserer Heimat hat in seiner anschaulichen und drastischen Art für solche Menschen ein besonderes Wortspiel geprägt:
Kind tritt nicht in Kuh-aa!
Was Mama?
Kind tritt nicht in Kuh-aa!!
Was Mama?
Säst nich in’n Kohschiet pedden!
Da hat die Kleine es verstanden. Hoffentlich ist der Mutter dabei auch ein Licht aufgegangen!
Hermann Graebke erzählt: Marieken ist als junges Mädchen in die Stadt gezogen. Als sie nach Jahren zum erstenmal wieder ins heimatliche Dorf
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