in den Bänken. Das „Ja“ des Mannes mußte laut und forsch klingen, das der Braut weich und zart. Nach der Trauung umschritten die Neuvermählten den Altar; dabei kam es darauf an, daß der Mann voranging, „sonst würde er in seiner ganzen Ehe ins Hintertreffen geraten“. Nach Beendigung der Trauung ging es mit flotter Marschmusik zurück zu dem Hochzeitshaüs. Die beiderseitigen Eltern gingen jetzt zuerst hinter dem Hochzeitspaar, und dann erst folgte in der bekannten Art der Hochzeitszug, vorweg die Jugend, dahinter die Alten. Vor dem Hochzeitshaus angelangt, fand das junge Paar „das Haus verschlossen“. Erst nach mehrmaligem, starkem Klopfen wurde die Tür von einigen „Upwohrärs“ geöffnet und das Paar mit einem ganzen Brot und einem Glas Wein empfangen. In dem Glas Wein schwamm oben Brennessel. Beide mußten erst von dem ganzen Brot abbeißen und dann von dem Wein trinken, ohne sich an den Brennesseln den Mund zu verbrennen. Die Braut, welche zuletzt trank, mußte das Glas so wegwerfen, daß es zerschellte. Die Deutung der Sitte ist leicht erkennbar. .
Der Hochzeitsschmaus dauerte ca. drei Stunden; es gab vier bis fünf Gerichte, u. a. auch dicken Reis. Kurz vor Aufhebung der Tafel wurde noch „de Brutpennig sammelt“, dieses geschah so: Ein Musiker, ein Up- wohrär, ein Hochzeitsbitter, die Köchin, eine Abwaschfrau und ein Bier- tapper gingen hintereinander mit einem Teller herum und sammelten Geld ein. Die Leute am Brauttisch, wo man anfing, gaben meistens ein Fünfzig-Pfennig-Stück. Es ist aber auch vorgekommen, daß Taler auf den Tellern lagen. Im allgemeinen gab man pro Teller einen „Sechser“. Für Einheimische, welche die Sitte kannten, war das kein Problem. Doch manch Städter kam so manchmal in Druck, denn gewechselt wurde beim Sammeln des Brautpfennigs kein Geld. Gedacht war dieses Geld für die Unterstützung des jungen Paares für Hochzeitsunkosten. Ob es immer dafür verwendet worden ist; erscheint mir zweifelhaft!
Nach dem Hochzeitsschmaus wurde von den jungen Männern der Luftsaal ausgeräumt, unterdessen aßen die Anrichter. So gegen 18 Uhr begann der Hochzeitstanz. Er wurde mit den drei Brauttänzen eröffnet. Bei diesem Tanz tanzten nur das junge Paar und die Hochzeitsbitter mit den Brautmädchen, indem sie sich nach jedem Tanz abwechselten. Die Jugend bildete um die drei Paare einen Kreis und tanzte im Kreise herum. Zum Schluß bildete sich dann die große Polonaise, woran sich auch die verheirateten Paare anschlossen.
Sobald die Anrichter mit dem Essen fertig waren, gab es die „Upwohrär- tänze“. Hinter kräftiger Blasmusik marschierten die Upwohrär paarweise
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