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der herausgeschickt war, um Yorck und die Offiz. der Avantgarde auch zu dem russ. Ball einzuladen, der es aber in Gnaden ablehnte, da auch die Einladung nicht auf die beste Art vorgetragen sein soll. Aorck soll auch zu verstehen gegeben haben, er wünsche nicht, daß Off. seines Corps dazu hinreisten. Das rührte uns aber nicht, wir (Carl Dohna u. ich) machten mit Saucken von unserem Regt. Partie, nahmen Extrapost u. fuhren nach Berlin. Von uns dreien hatte noch keiner Berlin gesehen, da wir aber erst um 7 Uhr abends ankamen, so hatten wir auch keinen besonderen Anblick. Wir traten in einem der ersten Hotels Unter den Linden ab, setzten uns in einen gewaltigen Glanz und gingen nach dem Schauspielhause in dem der Ball war. Das Glück fügte es so, daß gerade unser Hofmarschall Groben vor der Thüre stand (ich glaube um die Pr. Wilhelm heraufzuführen) als wir ankamen. Ich machte mir natürlich gleich durch die Volksmenge Platz u. ging auf ihn zu. Er erkannte mich sogleich u. war wie aus den Wolken gefallen, da er nichts von meinem Engagement wußte. Er übergab uns sogleich einem blanken rothen Herrn, der uns hinaufführte. Ohne diesen Zufall wären wir wahrscheinlich nicht hinein gekommen, denn alle, sogar die russ. Offiziere hatten Billets u. ohne die wurde niemand zugelassen. Der Ball war übrigens sehr zahlreich u. außerordentlich glänzend; er kostete der Stadt gegen 6000 rl. Der Prinz Heinrich, bei dem wir uns meldeten, empfing uns sehr gnädig; er erkannte mich sogleich u. erkundigte sich sehr nach dem Vater u. Euch Allen. Die Gräben, der Onkel v. Lauck und von Wundlack waren ganz erstaunt über uns u. freuten sich sehr. Was für Aufsehen wir 3 übrigens erregten, kannst Du Dir denken, wenn ich Dir sage, daß wir dreh die ersten preuß. Offiziere von der Armee waren, die man in Berlin u. die einzigen, die man auf diesem Ball sähe. Außer uns dreien war kein preußischer Offizier, die Adjutanten von.u. Pr. Heinrich aus
genommen, u. also keiner vom Aorckschen Korps da. Die meisten Berliner
wußten noch gar nicht, daß unser Corps schon so nahe wäre.-Nachdem
wir uns wirklich recht gut amüsiert hatten, gingen wir uni 4 Uhr Morgens wieder nach unserem Hotel, tranken Kaffee u. fuhren um 5 Uhr Morgens mit Extrapost wieder zurück nach Werneuchen.
Lager bei Nedlitz vor Magdeburg 8ten April 1813.
Soweit, meine theure Mutter, hatte ich geschrieben, als wir plötzlich Ordre zum Aufbruch erhielten, ein paar Meilen vergingen, Patrouille schickten, Feldwach aussetzten, u. immer zum Ausrücken bereit sehn mußten; unter denselben Umständen krängelten wir uns noch einige Tage zwischen Wittenberg u. Dessau herum, immer gen Magdeburg hin, bis wir erfuhren, daß die Fr. sehr stark über die Elbe gegangen wären u. angegriffen werden sollten. Den 3*°" Apr. conzentrierten sich die Truppen, so daß unser Regt, mit einer Batt. in ein kleines Dorf kam. Unsere Schwadron (ich bin nämlich feit Potsdam bei einer Sch. u. nicht mehr beim Stabe; ich hatte viel Mühe, es durchzusetzen, doch gelang es mir) bivouaquiert, wir Off. waren unter Dach. Den folgenden Tag, den 4^" Apr. u. die folgende Nacht blieben wir beinahe in einem immerwährenden Marschieren u. machten um 2 Uhr nachts in einem Dorfe 1^ Meilen vor Kloster Lenzkau Halt. Dort sollten die Fr. stehen. Wir schickten sofort eine Patrouille^ dahinab, u. den April um 11 Uhr Mittags brachen wir auf u. gingen m einem Trabe bis aufs Rendezvous von Kloster Lenzkau. Als wir dort ankamen, war die Avantgarde jenseits Kl.-L. schon mit den Fr. engagiert u. sowohl Kanonen als auch Gewehrfeuer zu sehen u. zu hören. Es war ein besonderes Gefühl für mich, gerade an diesem Tage, an Deinem Geburtstage, meine liebe, liebe Mutter, die ersten feindlichen Schüsse zu hören u. wahrscheinlich auch selbst zum Gefecht zu kommen. Ich sprach da auch Aug. Kanitz u. Fabian Dohna u. wir dachten sehr sehr viel an Euch Alle. Es war mir eigentlich sehr lieb, gerade an diesem Tage zum erstenmal gegen den Feind zu gehen. Nach einer viertel-