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ständigen Ruhe hieß es Marsch u. nun ging es über Lenzkau, was auf der Höhe liegt, den Berg hinunter dem Schlachtfelde zu; dieses war eine große Ebene, auf der vorn ein Dorf, hinter dem einige Gräben, Dämme, Sümpfe u. dann ein paar kleine Gebüsche lagen. Ganz auf der anderen Seite zogen sich wieder in einer Reihe lauter Höhen; links u. rechts, aber ganz weit weg war auch Wald. Die ganze Ebene sähe ohngefähr wie ein ungeheures Flußbette aus. Wir begegneten hier schon mehreren Blessierten Preußen u. Franzosen. Unter anderen begegneten wir den Brederlow von den Schw. Husaren, der einen Schuß in den Unterleib bekommen hatte. Hieraus schloß ich dann, daß Rudolf auch schon da sey. Je näher wir dem Schlachtfelde kamen, je stärker ward das Schießen u. zwar näherte es sich uns, Adjutanten jagten hin und zurück, auch sah man schon so manches Gesicht verblassen. Ohngefähr 5 Minuten nachdem unser Regiment Lenzkau passiert hatte, sahen wir dieses an mehreren Stellen in Brand gerathen. Dies war auf Anstiften der Fr. theils als Signal unseres Anrückens, theils um unseren Marsch aufzuhalten. Der Anblick war schrecklich schön. Als wir auf der Ebene angekommen waren, machten wir Halt und unsere beiden (westpreuß.) Schwadrons erhielten Befehl, zur Deckung einer Batterie vorzugehen. Obgleich die Litth. früher angekommen waren, als wir, so blieb sie, nebst dem Oberst!. Treskow stehen u. wir gingen unter Stein ihr im Trabe vorbei mit der Batterie vor. Meine Schwadron kommandiert Lieut. Eichmann, ein sehr tüchtiger u. wie es mir scheint, auch sehr guter, lieber Mensch; er ist auch ein Freund von Freund von Saucken, dem ich sehr gut bin. Wir gingen über einen schmalen Damm, an einem Dorfe vorüber, u. marschierten hinter einem kleinen Graben aus, in den sich unsere Batterie postierte. Links neben uns war ein kleines Fichtengebüsch, welches von Batterie Crammond besetzt war, an dieses lehnte sich eine Schwadron vom Drag. Regt. Nro. 2 u. 1 Schw- schwarzer Husaren. Ganz dicht vor uns, neben unserer Batterie, lag eine Inf. Batt. im Versteck hinter einem Gebüsch. Was in dem Dorf hinter uns u. rechts von uns stand, konnte ich nicht sehen. Rechts von uns sah ich mehrere lange Colonnen unbeweglich stehen, hielt sie aber, weil sie nur ein paar 100 Schritt von uns standen, für Preußen. Mit einemmale bewegten sie sich nach uns zu, unsere Artillerie protzte ab, u. gab ihnen einige Lagen mit Kartätschen, die sehr viel Luft Machten, u. sie zum Zurückziehen bewegten; nun gings auch auf unserem linken Flügel u. auf allen Seiten wie abgeredet los u. wir formierten uns in Zügen mit breiten Distanzen. Noch gings indeß immer recht gut, unsere Artillerie schoß gut u. die feindl. Gewehrkugeln waren so höflich, sich noch immer in einiger Entfernung zu halten. Auf einmal hieß es „Avance, Avance", sie gingen vor u. wir machten Front, sie blieben wieder stehen, u. eine franz. Batterie fuhr höchstens 150—200 Schritt vor den unsrigen auf u. begrüßte uns sogleich mit einem solchen Feuer, daß uns das Lachen verging. Sie bewarf uns immerwährend mit Granaten, die uns jedoch anfangs über die Köpfe brausten u. in gehöriger Entfernung platzten. Bald aber zielten sie besser, demontirten mit unseren Kanonen u. bewarfen uns so mit Granaten, daß wir nicht wußten, nach welcher Seite wir den Kopf drehen sollten. Einen Drqgoner von meinem Zuge dicht hinter mir schlug ein Stück einer Granate in den Rücken; eine Kanonenkugel blieb in meinem Zuge liegen, ein merkwürdiger Zufall war folgender: eine Granate riß einem Dragoner Mantelsack, Pricksack, ein Stück vom Sattel u. den Rockschoß weg u. beschädigte weder ihn noch das Pferd. In dieser fatalen Lage mußten wir, denke Dir, 1 1/4 Stunde lang auf einer Stelle still stehen. Die schwarzen Dragoner wollten an uns vorbei vorangehen, bekamen aber gleich eine solche Ladung, daß sie, ohne sich zu besinnen, umkehrten. Nachdem die Geschichte so 1e, 1 /4 St. gedauert hatt machte unsere Batterie links um u. fuhr ab, die Infanterie links neben uns im Walde zog sich zurück, die Kavallerie auf dem linken Flügel zog sich zurück, nur wir u. 1 Batterie mußten stehen bleiben. Da wir so noch eine Viertelstunde gestanden hatten, ward uns die Sache doch zu toll, wir gingen ein paar 100