Heft 
(1915) 4/5
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einer ungestörten Ruhe und Zufriedenheit verleben könnte. Viele meiner Ka­meraden sind schon ein Opfer des hartnäckigen Schicksals geworden, das wird Dier glaublich machen, daß unser Loos sehr traurig ist, Der Himmel be­glücke mich nur ferner mit der edlen Gesundheit, die er mir bisher verlieh, so habe ich ja noch die Hoffnung, dermaleinst bei den Meinigen zurückzukehren.

Lieber Herr Gevatter Plagemann, wenn Sie Sich noch mit Ihrer geehrten Familie Wohl befinden, so wird mir die erste Nachricht hierüber die größte Freude machen, nichts schmerzet mich in dieser unglücklichen Entfernung als nicht in dem Zirkel meiner edlen Freunde die Tage in ungestörter Freuden zu verleben; ich bin jederzeit von Ihnen und Ihrer lieben Frau überzeugt, daß Sie stets gegen mich und meine Frau die edelsten Gesinnungen gezeigt haben, fahren Sie auch fort hiemit zu handeln, ob ich gleich durch Schicksale getrennt von Ihnen leben muß. Meine Zurückkunft wird nie die Güte verkennen, die Sie wie ich sehr hoffe, an meinen dort harrenden erfüllen. Leben Sie übrigens sehr Wohl mit Ihrer lieben Frau und Familie und schreiben Sie mir ja balde, wie es dort zu geht, aber auf feines Papier, und kleinen Brief, denn das Postgeld eines Briefes kommt hier sehr hoch.

Nun liebes Mütterchen will ich recht sehr wünschen, daß dieser Brief Dich mit unserm Sohn Wohl und munter antrifft, Grüße meine Brüder und Schwestern zu Tausendmahl, Lebe recht sehr wohl und schreibe ja balde so wie ich nie, auch im Grabe nicht aufhören werde

Dein Dich treuliebender treuer

Cambray, den 22 May 1808. Christian Sprungk.

Meine Adresse

An den Mousquetier Christian Sprung, Regiment Prince Ferdinand Prißonneur de guerre Prußien

à Cambray

Der Unter-Offizier Steffens läßt seinen Schwager Häsecke und seine Schwester grüßen, bestelle doch diesen Gruß, er wohnt im Roebler Thor und ist dort Thorschreiber.

Gott zum Gruß und Jesum zum Beistand.

Mein lieber Mann, dein Schreiben vom 22 May habe ich richtig erhalten und daraus ersehen, daß du noch gesund bist, welches mir eine große Freude gewesen ist, und habe daraus gesehen, daß du schon einmahl an mich geschrieben hast; ich habe aber keinen Brief erhalten. Was mich aber anbetrifft und unfern Sohn so sind wir Gottlob noch gesund. Mein lieber Mann, da du so lange nicht geschrieben hast, so kannst du dir vorstellen, wo mir Wohl zu muthe ge­wesen ist, da mir alle deine Kamrathen die Botschaft brachten, daß du in der Batalge bey Sachsweimar geblieben wärest, weil sich dein Schwager Täbling so viel um dich gekümmert hat und gefragt nach dir, aber alle Soldaten hatten gesprochen, daß du auf der Stelle geblieben wärest, nun sagten alle Leute, du wärest tod. Zum glück aber kam hier in Kwartier bei uns ein Soldat vom Berlinschen Regiment mit Nahmen Cib, der mir die Botschaft brachte, daß du lebtest; es sollte aber nicht geglaubt werden bis zuletzt des Officiers Badro sein Bedienter Müller mir die Botschaft brachte, daß du nach Frankreich gekommen wärest, weil er 14 Tage mit dir auf dem Transport gewesen wäre, wenn dies nicht geschehen wäre, so hätte es ewig geheißen, daß du tod wärest. Nun will ich dir doch vermelden, daß deine Profezeigung alle eingetroffen, weil bey uns traurige Zeit ist, da die französischen Kriegsvölker hier bey uns stehen und sind

schon.bey die Gaede in Kuartier gewesen, da kannst du wohl denken,

wo es hier hergeht. Noch ist das das allerschlimmste, daß das Geld ist abge­schlagen, der Groschen gilt nach Corant nur 8 Pfennige, denn es ist hier eine