Heft 
(1915) 4/5
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teure Zeit bey uns, der Scheffel Roggen gilt 7 bis 8 Thlr. Münze und der Scheffel Kartoffeln 2 Thlr.: ich habe aber Gott sei Dank noch immer reichlich zu leben gehabt, denke noch, daß ich nicht ferner noch leiden dürffe, davor ich Gott herztlich danken werde, hier bey vielen eine große Hungersnoth ist. Mein lieber Mann ich muß dir noch vermelden, daß die Mehrsten von deinen Kameraten zu Hause sind, Wulff und Genn sind auch zu Hause, Täbling ist auch zu Hause, er und seine Frau lassen dich auch vielmahl grüßen, denn sie sind noch gesund, Gerben Darffen seine Frau und Kinder lassen dich auch vielmahl grüßen, er aber ist zu der Ewigkeit herübergegangen und ist schon seit Ostern tod gewesen. Sein Sohn Fritz aber der ist auch gefangen in Frankreich, der Ort wo der ist heißt Lcimmpun. Es lasset dir unser Gevatter Plagemann und seine Frau und Kinder alle vielmahl grüßen, denn sie sind noch alle gesund, und du solltest nicht so viel Sorge um mich tragen, weil er mich nicht verlassen wolle. Weiter weis ich dir nichts neues zu schreiben, es lassen dich deine Freunde und Bekannte alle viel­mahl grüßen und wünschen dir eine baldige Erlösung aus der Gefangenschaft; ich verbleibe aber deine getreue Frau bis in den Todt.

Gadow, d. 16ten Junius 1808. VerEhligte Spruncken.

Nicht zu vergessen, der Brief den du mir geschrieben hast, der kostete 10 Gr.: Postgeld Corant, das macht nach Münze 1 Thlr.: 3 Gr.

18. Vorzeiger dieses Christian Sprung au s der Prignitz hat im Reg. Pr. Ferdinand gestanden. Er wird von hier nach der Gegend von XVitt- 8tock beurlaubt und geht dabei über Genthin, Rathenow und Wusterhausen.

Die Wohllöblichen Magistrate werden ihm unterwegs Quartier geben. Er ist verpflegt vom 22 Febr. bis incl. 27. dies. M. c mit 2 Gr. täglich, macht 12 Gr. Cour. Er darf sich von der ihm vorge­schriebenen Route nicht entfernen.

Burg, den 23ten Februar 1809.

Die von Sr. Majestät dem König von Preußen zur Uebernahme der Gefangenen

niedergesetzte Kommission.

v. Carlowitz v. Rudolphi Boettger

Oberst Capitaine Intend.-Rath.

Martin Rausch,

1. Stellvertreter des Vorsitzenden unseres Heimat- und Museumsvereins, als Ofsiziersstellvertreter fürs Vaterland gestorben am 9. Juli 1915,

wurde am 7. November im Lehrerhause zu Redlin (Ostprignitz) geboren. Der Tradition seines Hauses folgend Vater, Großvater, Onkel, alle waren Lehrer wandte sich Martin Rausch dem Lehrberufe zu, besuchte die Präparandenanstalt und das Königliche Lehrerseminar zu Kyritz und legte im Herbst 1909 seine 1. Lehrerprüfung unter Befreiung vom Mündlichen ab. Sein Seminardirektor schreibt von ihm, seiner Schülerzeit gedenkend:Er war einer unserer tüchtigsten Schüler, überall, wo man auch nur von ihm hörte, war es der wärmste Aus­druck des Lobes und der Anerkennung". Noch im Herbst fand er als Lehrer in Luhme (Ostprignitz) Anstellung und arbeitete hier drei Jahre an der Jugend mit hingebender Begeisterung und unermüdlicher Treue, lehrend, erziehend, empor­ziehend ein echter Volksfreund, der unter der Arbeit zu einem rechten Volks­erzieher heranreifte. Im Frühjahr 1912 hatte er die 2. Lehrerprüfung in Neuruppin bestanden und trat dann am 1. Oktober als Einjährig-Freiwilliger in das Mecklenburgische Grenadierregiment Nr. 89, aus dem er als Unteroffizier und Offizieraspirant schied. Während der Militärzeit war er Soldat mit Leib und Seele und gedachte oft später des Dienstjahres als eineswunderschönen".