Heft 
(1915) 4/5
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Werk des Achtjährigen kündet ein außerordentlich starkes Talent, aber auch den starken Eindruck, den die erste Einquartierung bei ihm machte. Dieser Eindruck blieb haften. In warmer Begeisterung trat er 1908 als Freiwilliger bei den Garde-Füsilieren in den Dienst des Vaterlandes, aus dem er zur Reserve als Offiziers-Aspirant mit dem Befähigungszeugnissehr gut" entlassen wurde. Das Vertrauen des Kuhbierer Kriegervereins wählte ihn später zum 1. Vorsitzen­den. Seine erste Tat als solcher war, daß er einem Siebziger Veteran eine bleibende Unterstützung verschaffte. Mit den Worten:Nun Kameraden, das Vaterland ruft," übergab er am Tage der Mobilmachung seine Kriegerabzeichen dem 2. Vorsitzenden und schloß:sollten wir uns hier nicht Wiedersehen, dann droben."

Sein Regiment war der Westfront zugewieseu. Er machte den Sturm auf Antwerpen mit, erwarb sich hier das Eiserne Kreuz und fiel bei Nieuport, Die Trauerkunde übermittelte sein Hauptmann den vereinsamten Eltern.Ihr braver Sohn ist den Heldentod gestorben", schreibt er.Am 30. Oktober früh 4 Uhr hat er mit großem Schneid und viel Umsicht die Stellung des Feindes, einen Bahndamm südlich Nieuport, um welchen tagelang gekämpft wurde, ge­stürmt und viele Gefangene gemacht.-Unter seinem Schutze konnten

die anderen Kompagnien erst die hartnäckig verteidigte Linie erreichen. Erst argen Abend traf ihn die Kugel.-Er wird tief betrauert von seinen Unter­

gebenen, ebenso wie von uns Offizieren, in, deren Kreise er als lieber Kamerad heimisch war. Mir ist der Verlust dieses treuen deutschen Mannes mit seinem hervorragenden Charakter sehr schmerzlich." Ein junger Vizefeldwebel seines Zuges, der inzwischen auch auf der Kampfstätte blieb, rühmt von ihm:Ihr Herr Sohn war uns ein leuchtendes Vorbild echt soldatischen Geistes und deutschen Charakters. Freundlich gegen seine Untergebenen, tüchtig in allem, was er an­faßte, in der ganzen Kompagnie gleich beliebt, ehrten und schätzten wir ihn, und ein herber Schmerz packte uns alle, als die feindliche Kugel ihn mitten ins Herz traf und unseren Führer aus unserer Mitte hinwegriß."

Herrliche Zeugnisse von dem Wirken einer tatkräftigen, in Treue und heiliger Liebe für Vaterland und Heimat glühenden Persönlichkeit, die als her­vorragender Führer begeistert im Kampfe voran, als echter deutscher Held stürmend in den Tod ging und siegend fiel.

M. v. Goddenthow.

Briefwechsel aus dem Jahre 1808

zwischen dem 1807 in französische Kriegsgefangenschaft geratenen Ur-Urgroß- vater von Erich Schulz und dessen Frau, sowie

Urlaubsschein cles aus der Gefangenschaft Entlassenen.

(Zur Verfügung gestellt von Frau Schulz-Kuhbier.)

Geliebte Frau!

Schon einmahl habe ich Dier geschrieben nnd bis jetzt keine Nachricht er­halten, unbegreiflich ist es mir, daß ich bis jetzt keine Antwort erhalten habe, ich will nicht hoffen, daß Du krank oder sich sonst Fälle ereignet haben, die zu meinem Nachteil wären, ich sitze bereits seit einem Jahre alhier, und unmög­lich kann ich mich beruhigen, wie es Dier und unserm Sohn nebst unfern Freunden gehet; erfülle die Bitte und schreibe mir sobald wie möglich und schildere mir- Deine gegenwärtige Lage; Unsere Gefangenschaft ist äußerst traurig und nichtN läßt sich erfahren, zu welcher Zeit wir ans Ziel unserer Befreyung kommen werden; wolte doch der Himmel, daß dieser Augenblick nicht mehr fern wäre, damit man im Schooße seiner Familie und angehörigen die wenigen Tage in