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Handel der jütländischen Westküste nicht nur für diesen Goldreichtum, sondern sogar für die erstaunliche Höhe der germanischen Kultur der Bronzezeit überhaupt verantwortlich machen will, macht sich offenkundig schuldig, einen viel zu enge beschränkten Gesichtspunkt hier gewählt zu haben. Solche kleinliche Betrachtungsweise, die zudem so wenig Tatsachenbeweise beibringen kann, erklärt nicht, sondern verdunkelt die Tatsache uralter germanischer Kulturhöhe, deren Erweis wir der zwar noch jungen, aber doch bereits hochentwickelten und in Zukunft noch weit mehr versprechenden Wissenschaft der vorgeschichtlichen Archäologie allein verdanken.
Sowie also die Germanen, von Skandinavien her über Norddeutschland sich ausbreiten, zeigen sie nicht nur eine scharf ausgeprägte Eigenart, sondern auch eine Höhe des Könnens, des Kulturstandpunktes, der sie uns bewundern läßt. In Feinheit des Kunstgeschmacks wie in technischem Geschick übertreffen diese Urgermanen die arischen Stämme ganz Europas um ein Bedeutendes.
Und gerade die scharf ausgeprägte Eigenart des germanischen Wesens, die durch die Jahrtausende andauert und sich namentlich in der stofflichen Zivilisation so deutlich zeigt, ist ja das Mittel, um die Ursprünge und die allmähliche Ausdehnung und Verzweigung der germanischen Völker in allen Jahrtausenden bis ins kleinste genau zu ermitteln, bei den Goten und Longobarden Südeuropas, bei den Ostgermanen Ostdeutschlands zu irgendeiner Zeit, bei den Wikingern des 9. und 10. Jahrhunderts in ganz Nordeuropa oder bei irgendeinem anderen germanischen Stamme welcher Zeit auch immer.
Darum, dieser Schluß ist ebenso sicher als zwingend, wäre es ein haltloses Gerede, ein törichtes Vorurteil, ein selbstmörderischer Wahn, wollten wir annehmen, dem heutigen Deutschen wäre es unmöglich, ohne das Gängelband fremden Kultureinflusses Großes zu erreichen. Im Gegenteil, nicht nur imstande ist der Deutsche dazu, sondern nur dann ist er imstande, seinen großen Anlagen gemäß überall das Höchste zu leisten, wenn er ganz auf seine eigene Kraft, seine gottbegnadeten Anlagen gestellt wird.
Was erzählt uns der Boden unseres
norddeutschen Vaterlandes.
W. Jaene, Wittenberge.
(Fortsetzung.)
Wir wollen uns nun der Besprechung der einzelnen Formationen unserer engeren Heimat zuwenden. Es kommen da eigentlich nur zwei in Betracht, wenigstens wenn wir uns damit begnügen, was uns das Auge zeigt. Wenn wir die Resultate der Bohrungen und deren Aufschlüsse, die durch technische Betriebe, wie z. B. Ziegeleien hervorgerufen sind, berücksichtigen wollten, würde man eine Menge zu berichten haben. Das würde jedoch zu weit führen und ich muß mich daher, wie gesagt, auf die beiden obersten Formationen beschränken. Es sind dies das Alluvium und das Diluvium.
Was nun das Alluvium anbetrifft, so ist das die Formation, in der wir leben. Ihre Ablagerungen sind noch von geringer Mächtigkeit, denn das Alluvium währt nach geologischen Begriffen noch nicht lange.
Die Ablagerungen des Alluviums bestehen auf dem Festlande, speziell bei uns in Norddeutschland, aus Sand und Geröllen, die von den Flüssen angeschwemmt werden, und die naturgemäß je nach dem Ursprungslands der Flüsse, aus sehr verschiedenem Material bestehen können. Besonders charakteristische Ablagerungen unserer Gegend sind die Alluvianen unserer Seen, Teiche, Tümpel und der mit wenigem Gefälle fließenden Bäche und Flüsse. Hier ist es Haupt-