sie befruchtende Himmelsgott. Während die Südarier den Kult der Göttermutter bevorzugten, verehrten die männlich-kräftigeren Nordarier, zu denen außer den Germanen, Illyriern und Kelten auch die Griechen und Italiker gehörten, vornehmlich Gottvater, den Himmelsgott, den oft der Sonnengott oder der Blitzgott vertritt.
Unzähligemal begegnen während der ganzen Bronzezeit die Sinnbilder der Sonne in Gestalt von erhaben oder eingetieft gearbeiteten Gruppen konzentrischer Kreise, Spiralscheiben oder mehrspeichiger Räder, letztere sehr häufig auch in voller Körperlichkeit gebildet. Wie in der Christenheit das Kreuz an wertvollem persönlichem Schmuck, aber auch an Toilettengerät immer wieder angebracht wird, so geschah es in der Bronzezeit ganz Europas mit jenen Sonnensymbolen. Und wie das christliche Kreuz seine Hauptstelle an den Stätten der Andacht und Gottesverehrung hat, so war es auch mit dem heidnischen Sonnenbilde der Fall. Es dürfte — nebenbei bemerkt — bekannt sein, daß das christliche Kreuz nichts ist als eine Abkürzung des alten Sinnbildes des heidnischen Himmelsgottes, nämlich nur ein des Radkranzes verlustig gegangenes vierspeichiges Sonnenrad — eine Abkürzung, die schon viele Jahrhunderte v. Ehr. üblich geworden war. Aus ganz Europa und Vorderasien kennen wir solche nur für den Kult bestimmte Darstellungen der Sonnenscheibe, aber keine von ihnen kann sich an Schönheit und Größe messen mit dem herrlichen Stück, das germanischer Boden wieder ans Tageslicht herausgegeben hat, mit dem Drundholmer Sonnenwagen, jenem Glanzstück des Nationalmuseums zu Kopenhagen. Die Sonnenscheibe, überkleidet mit Goldblech, verziert mit den Sonnensymbolen, den Spiralen, wird von dem davorgespannten Sonnenpferde über die Himmelskuppel gezogen. Das Pferd ist so vorzüglich gebildet, wie es die Griechen noch Jahrhunderte später nicht vermochten, geschweige denn ein anderes Volk Europas.
Aber nicht nur die Bronzen mit papierdünn ausgeklopftem Goldblech zu bekleiden und es in feinste Linienfurchen hineinzutreiben, wie es die mehrfach auf germanischem Boden gefundenen goldenen Sonnenscheiben zeigen, verstanden die Germanen bereits seit 2000 v. Ehr., sondern ebenso zahlreich begegnet bei ihnen aus massivem Gold hergestellter Ringschmuck aller Art für Haarlocken, Finger und Handgelenke.
Und erstaunlich ist es, was aus germanischer Erde an dünnstgetriebenen Goldgefäßen zum Vorschein gelangt ist. Die ebenso reich als geschmackvoll ausgeführte gehämmerte Buckelverzierung dieser Gefäße, die wiederum aus konzentrischen Kreisen, Sonnensternen und Sonnenrädern sich zusammensetzt, zeigt neben manchem anderen, daß wir es auch bei diesen Geräten mit Gefäßen der Gottesverehrung zu tun haben. Solcher germanischen Goldgefäße der Bronzezeit kennen wir jetzt, nach Entdeckung des Schatzfundes von Messingwerk bei Eberswalde, bereits 58, wovon 2 in Schweden, 31 in Dänemark, 22 im germanischen Gebiete Norddeutschlands, außerdem noch 3 ins süddeutsch-schweizerische Keltengebiet verhandelte entdeckt worden sind. Demgegenüber bietet das ganze übrige Europa, sage und schreibe, nur 8 Goldgefäße der Bronzezeit, die aber nicht entfernt an die Schönheit der germanischen Stücke heranreichen. Und zwar verteilen sich diese 8 europäischen Stücke auf die beiden Gruppen Ungarn nebst Ostgalizien im Osten, Irland, Cornwall und Bretagne im Westen.
Nicht einmal Siebenbürgen und die österreichischen Alpenländer, die Hauptbezugsgebiete des Rohstoffes an Gold für die Germanen, können sich an Reich- tum der Goldfunde in Schmuck und Kultgerät mit Germanien messen, das doch jede Unze Goldes vom Auslande her teuer erkaufen mußte. Einzig Irland, nach oder neben Siebenbürgen das zweite europäische Gebiet, das große Mengen Goldes hervorbrachte, kann mit dem Germanengebiet an Fülle bronzezeitlichen GoldschmuckeS in Wettbewerb treten.
Den Germanenverächtern muß der über alle germanischen Landschaften gleichmäßig verteilte Goldreichtum ein Rätsel und eine ärgerliche Unbequemlichkeit bleiben. Aber auch wer mit den skandinavischen Gelehrten einzig den Bernstein-