Heft 
(1922) 1
Seite
10
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Käse und Butter,

Im Krug war Bier.

Sie stellte vor sie Volle Schüsseln.

Kalbfleisch gab's

Als köstlichsten Bissen.

Es ging drauf Rig Grade Wege;

Er traf einen Saal Die Tür ging nach Süden, Die Pforte war offen,

An: Pfosten ein Ring.

Im Innern war Der Estrich bestreut;

Es saßen die Gatten, Sah'n sich ins Auge, Regten die Finger,

Vater und Mutter.

Es saß der Hausherr,

Die Sehne dreht' er, Spannte den Bogen,

Spitzte Pfeile;

Es befaßt sich

Die Frau mit dem Kleid,

Strich die Aermel,

Zog straff das Tuch.

Hoch war der Kopfschmuck, Vor'm Hals die Nadel, Lang die Schleppe, Schwarzblau das Hemd. Die Braue Heller,

Die Brust lichter,

Der Hals weißer Als Heller Schnee.

Da nahm die Mutter Ein gemustertes Tuch Von lichten Linnen,

Legt's auf den Tisch; Dünne Brote Brachte sie dann,

Lichte, aus Weizen,

Legt sie auf's Tuch.

Hervor trug sie Volle Schüsseln, Silberverziert,

Und setzte sie auf.

Brauner Speck,

Gebrat'ne Vögel,

Schmucke Kelche,

Die Kanne voll Wein.

Sie tranken und sprachen, Der Tag verging.

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Die Blumenthaler Töpferei, ein Stück Prignitzer Heimatkunst.

Zu den wenigen Spuren bodenständigen, kunstgewerblichen Fleißes, die sich in der Prignitz erhalten haben, gehören die Gefäße aus der Blumenthaler Töpferei. Wir wissen von diesem eine Zeit lang blühenden und die ganze Gegend mit geschmackvollen Geräten versehenden Gewerbe, daß Friedrich der Große, der ja überall heimatliche Industrien nach Kräften förderte, es ins Leben gerufen hat. Ueber hundert Jahre, bis in die achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, ist es lebendig geblieben. In Blumenthal gab es nicht nur einen, sondern mehrere Töpfer zugleich, die an der Drehscheibe ihre einfachen Gefäße formten, ihnen mit frohem Sinn den hübschen, bunten Zierrat gaben, der noch hent unser Auge erfreut und sie mit lustigen oder ernsten Sprüchen schmückten. Das Heiligengraber Museum enthält 20 solcher Gefäße, die ein wertvolles Stück Heimatkunde bedeuten. Einige von ihnen zeigt die neben­stehende Abbildung. Man sieht, die Formen sind überaus einfach. Es sind meist gebauchte Töpfe mit oder ohne Henkel, wie sie zum Hinaustragen des Essens auf das Feld benutzt wurden. Dazu kamen noch tiefe Teller für den Knechtstisch. Die Grundfarbe ist ein tiefes, dunkles Braun, entweder nur mit weißen, umlaufenden Linien oder auch, wie die Abbildung sie zeigt, mit kleinen, bunten Ziermustern geschmückt.

Was diesen Arbeiten das Gepräge einer wirklichen Heimatkunst gibt, an der unsere Prignitz fürwahr sonst arm ist, das ist die unbefangene treuherzige