Heft 
(1922) 1
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ihnen sahen sie Verkörperungen des Göttlichen. Die in ihren Schmuckstücken so häufig wiederkehrende Spirale ist das Ewigkeitszeichen und zugleich eine Darstellung des Sonnenlaufes. Das Sonnenrad, die Sonnenscheibe sind segen­dringende Zeichen. Eine Läuterung der religiösen Auffassung zeigt sich auch in der Leichenverbrennung. Das Fortleben des Toten ist nicht mehr an seinen Körper gebunden, seine Seele gehtin das andere Licht".

In Schrank 4 ist sehr anschaulich die Entwicklung der Gewandnadel oder Fibel dargestellt. Die einfache, glatte Nadel zum Zusammenhalten des Gewandes, die sich als nicht praktisch erwies, wurde mit einem Kopf versehen, dann wurde zu noch besserem Halt ein Draht daran befestigt, bis schließlich die Gestalt der Gewandnadel, in der Grundform unserer heutigen Sicherheits­nadel, gefunden wurde. Daneben sehen wir das langsame Entstehen einer be­sonderen Form dieser Gewandnadel, der Krahnfibel.

Groß und reich muß das Leben der Germanen in diesem Zeitabschnitt, den wir die Bronzezeit nennen, gewesen sein. Viele der Helden- und Götter­lieder, von denen ein karger Rest in der Edda geblieben ist, mögen damals entstanden sein. In dem stattlichen Holzbau am lodernden Feuer mögen die Barden sie gesungen haben, und Fragen mögen in den Herzen der Männer und Frauen, die ihnen lauschten, aufgestiegen sein.

Jndeß stand die Menschheit vor einem ihrer wichtigsten Abschnitte. Das Eisen wurde gefunden, seine Verwertung und seine Behandlung wurden bekannt. Diese Eisenzeit, an deren Schwelle die Hügelgräber von Seddin führen, soll, soweit sie in unserem Museum vertreten ist, in einem der nächsten Hefte be­handelt werden.

A. v. Auers Wald.

WM

Rigs Wanderschaft.

Ein Gesang aus der Edda.

Einst ging, sagt man, Grüne Wege,

Ein kluger Ase.

Er traf eine Hütte,

Die Tür war am Pfosten; Er trat auf die Diele: Drinnen war Feuer;

Ein Ehepaar saß,

Ein altes am Herd,

Ahn und Edda,

Im alten Käppchen.

Grobes Brot Brachte Edda,

Hartes, schweres,

Von Hülsen voll,

Trug auf das Mahl, Inmitten der Platte, Stellt's auf den Tisch,

Im Topf war Brühe.

Es ging drauf Rig Grade Wege;

Er traf eine Halle,

Die Tür war am Schloß.

Er trat auf die Diele: Drinnen war Feuer,

Bei der Arbeit saß Das Ehepaar.

Holz zum Webebaum Hieb der Mann;

Sein Hemd war eng,

Sein Haar vor der Stirn, Geschnitten fein Bart,

Ein Schrein stand an: Boden.

Zum Weben war Am Werk die Frau,

Sie rührte den Rocken, Reckte die Arme,

Trug Schmuck auf dem Kopf, Auf den Schultern Spangen Um den Hals das Leintuch, Den Latz auf der Brust.

Zu eigen war Aetti Und Amma das Haus.

Lockeres Brot Brachte Amma,