Mitteilungen
des
Heimat- und Museumsvereins in Heiligengrabe.
10 . Jahrgang 1927 . Heft 3 / 4 .
Chidder.
von Friedrich Rückert.
Chidder, der ewig junge, sprach:
„Ich fuhr an einer Stadt vorbei,
Ein Mann im Garten Früchte brach;
Ich fragte, seit wann die Stadt hier sei? Er sprach und pflückte -ie Iriichte fort: „Die 8ta-t steht ewig an diesem Dvt Änd mir- so stehen ewig fort."
Md aber nach fünfhundert Jahren kam ich desselbigen Weges gefahren.
Da fand ich keine 8pur der 8tsdt;
Lin einsamer 8chsfer blies die 8chslmei, Die Gerde weidete Laub und Dlstt;
Ich frug: „Wie lange ist die 8tadt vorbei?" Lr sprach und blies auf dem Aohre fort: „Das eine wächst, wenn das andere dorrt; Dies ist mein ewiger Weidehort."
Änd aber nach fünfhundert Jahren kam ich desselbigen Weges gefahren.
Da fand ich ein Meer, das Wellen schlug, Lin Iischev warf die Äehe frei;
Md als er ruhte vom schweren 2ug, Ivsgt' ich, seit wann das Meer hiev sei.
Lr sprach, und lachte meinem Wort:
„80 lang, als schäumen die Wellen dort, Iischt man und fischt man an diesem Hort." Md aber nach fünfhundert Jahren Kam ich desselbigen Weges gefahren.
Da fand ich einen waldigen Kaum Änd einen Mann in dev 8iedelei;
Lr fällte mit dev Axt den Daum.
Ich fragte, wie alt dev Daum hiev sei?
Lr sprach: „Dev Wald ist ein ewiger Gort; 8chon ewig wohn ich an diesem Dvt,
Md ewig wachsen die Däum' hiev fort." Md aber nach fünfhundert Jahren Kam ich desselbigen Weges gefahren.
Da fand ich eine 8tadt, und laut Lrschallte der Markt vom Mlksgeschrei.
Ich fragte: „8eit wann ist die 8tadt erbaut? Wohin ist Wald und Meer und 8chalmei?" 8ie schrien und hörten nicht mein Wort:
„80 ging es ewig an diesem Drt Änd wird so gehen ewig fort."
Änd aber nach fünfhundert Jahren Will ich desselbigen Weges fahren.