auf einem Nachbargut, oder als Militär oder höherer Beamter in einer benachbarten kleinen Stadt.
ln dieser kleinen Stadt lebt auch ein demokratisch-fortschrittlicher Justiz-Kommissar, gescheiter, witziger Kerl, der in den Gesprächen mit Storch (der oft geschäftlich mit ihm zu tun hat) immer enorm freiweg spricht: »Der Herr Baron werden verzeihn, aber mir stellt sich die Sache so dar . . .« Und nun kommt was Furchtbares; immer Schwadronshiebe.
Der alte Storch hat dies gern. Er lächelt dann und wird sich, diesem heitren Durchgänger gegenüber all der Vornehmheit bewußt, die in seiner »Reserviertheit« und Nüchternheit liegt.
Sie, die »Störchin«, spricht von Amerikanismus und verhält sich kühl und ablehnend. Darauf antwortet dann »Bennigsen«. »Meine Gnädigste, Sie unterhalten eigne Vorstellungen über Amerikanismus. Z. B. über amerikanische Damen. Kennen Sie amerikanische Damen. [«]
»Nein. Glücklicherweise nicht.« Nun dann lassen Sie sich sagen, daß die Feinheit unsrer Hundetürkei sich sonderbar daneben ausnimmt. Nun beginnt er eine äußere Schilderung. »Das sind äußerliche Dinge.«
»Freilich. Aber nun lassen Sie uns zu den innerlichen übergehn.«
Nun schildert er: Pyramiden, Griechenland, trip round the globe, Paris, alle Sprachen, Literaturen etc.
»Auch das sind äußerliche Dinge.«
»Ah, ich verstehe. Nun dann etc. [«] Und nun schildert er Chapel-life, ihr Interesse für kirchliche Dinge etc.
»Und jede ist in ihren chrgeiz. man verliebt« unterbrach lachend der Justizkommissar.
Der Justizrat oder Rechtsanwalt
». . Glauben Sie doch nicht meine Gnädigste, daß es irgend einem Bürgerlichen einfällt einem Altadligen seinen Stolz zu bestreiten, seine Freude zu mißgönnen. Von diesem Gefühle ist so wenig im Bürgerstande 102 zu finden, daß derselbe umgekehrt mißtrauisch gegen diejenigen ist, die sich als erhaben über Adelsvorurteile gerieren. Der Adel soll nicht bloß sein Adelsgcfühl haben, er soll auch sein Adelsvorurteil haben, es kleidet ihm, aber er soll es innerhalb bestimmter Grenzen haben und nicht die Stellung des Bürgerstandes verkennen. Das geschieht aber täglich. Der Adel und namentlich der Klein-Adel hat keine Ahnung davon, daß seit etwa ioo Jahren etwas in der Welt herangereift ist, was man den Gentleman nennt und was zwischen allen denen die diesen Namen führen eine Gleichheit schafft, eine Gleichheit, die auf 103 gleichartiger Bildung (Wissen) Gesinnung und gesellschaftlicher Form beruht und demselben Anstands und Ehrengesetz gehorcht. Wollen Sie’s in’s Preußische übertragen, so heißt cs die Einführung des Reserve-Offiziers in den Offiziersstand. Da liegt es. Es fällt keinem jungen Referendarius oder Architekten oder Ingenieur Müller ein sich den Dohnas und Dönhofs als ebenbürtig an die Seite stellen und morgen um eine Comtesse Dönhof anhalten zu wollen, aber an Ehre, Gesinnung und Satisfaktionsfähigkeit ist er dem älteren Dohna durchaus gleich. [«]
Gesprächsthema der Frauen etc.
Zur Zeit des Missionsfestes * ö/l
Die
Frommen im Hause der Frau v. Storch
». . . und die Sittlichkeit ist denn doch immer noch ein Faktor der mitspricht .«
». . Er predigt das unverfälschte Wort Gottes. Das ist wahr, denn seine Predigt stellt er aus Bibelsprüchen zusammen. .«
102 Aut: in des Bürgerstandes Herzen
103 Darunter nicht gestrichen: in
104 Im Manuskript folgen sechs Zeitungsausschnitte; vgl. Anm.
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