sich doch immer wieder auf die Kirche im eigentlichsten Sinne des Wortes bezog. An diejenigen Männer sei erinnert, die sich mit nichttheologischen Wissenschaften oder mit der Kunst beschäftigt und sich darin einen ehrenvollen Namen erworben haben.
Kein Feld der Wissenschaft ist mehr von den Geistlichen angebaut worden als die Ge- schichte-, das Führen der Kirchenbücher wies auf Lokal-, diese auf die Welt-Geschichte hin. Die vorzüglichsten Spezialgeschichten des siebenzehnten und achtzehnten Jahrhunderts, die heut wichtige Quellen für den Historiker sind, stammen aus den Studierstuben frommer Pfarrherren; wir erinnern an den leider so selten gewordenen Brandenburgischen Cedern- Hain des Hofpredigers Rentsch, eine Spezialgeschichte des Hauses Hohenzollcrn bis auf das Jahr 1682, an des Oberpfarrers zu Kremmen Samuel Buchholtz »Geschichte der Kurmark Brandenburg bis auf Friedrich den Großen« und desselben Geschichte des Herzogtums Mecklenburg.
Buch der Hymnen
Buch der Hymnen. Neue Sammlung alter Kirchenlieder mit den lateinischen Originalen, deutsch von Eduard Hobein. Gütersloh, Druck und Verlag von C. Bertelsmann. 1881. XVI und 200 S. 8.
Der Übersetzer, Hofrat Hobein in Schwerin, ist kein Neuling auf diesem Gebiete: er hat schon eine ähnliche Sammlung unter gleichem Titel 1864 in erster, 1870 in zweiter Auflage erscheinen lassen, welcher von Seiten der kompetentesten Kenner, eines Philipp Wackernagel, Jul. Sturm u. a., die anerkennendste Beurteilung zu Teil geworden ist. Auch die vorliegende neue Sammlung zeichnet sich durch eine von früheren Hymnen-Übcrsctzern selten erreichte Leichtigkeit und Gefälligkeit, durch ein verständnisvolles, hingebendes Anschmiegen an den religiösen Gcdankeninhalt der Originale in besonderem Maße aus, so daß sic sich den Freunden der alten Kirchendichtcr leicht selbst empfehlen wird. Die letzteren werden die Beifügung des lateinischen Textes auf der unteren Kolumnenhälfte mit Vergnügen sehen. Es handelt sich ja um Übersetzungen, und da weiß, wer mit seinem Interesse in der Sache steht, es stets zu schätzen, wenn er ohne Unbequemlichkeit und Zeitverlust, durch bloße Wendung des Auges, den poetischen Interpreten kontrollieren kann. Wenn für das entgegengesetzte Verfahren der Grund angeführt wird, daß Freunde des Gegenstandes die Originaltexte ohnehin zur Hand haben, so wird sich diese Annahme doch sehr oft als fchlsam erweisen, um so mehr, wenn wie hier die einzelnen übersetzten Stücke sich über eine lange Reihe von Jahrhunderten verbreiten. Wir finden hier Musterproben geistlicher Poesie vom dritten bis in das sechszehnte Jahrhundert. In der ersten Abteilung, die das dritte und das vierte Jahrhundert umfaßt, sind sieben Lieder von Ambrosius (in dem Vorworte wird bemerkt: »Die nicht mehr bezweifelte Echtheit eines umfänglicheren Ambrosianischen Liederschatzes ließ eine größere Auswahl zu«), zwei von Pru- dentius, je eins von Cyprianus und Hilarius und das Himmelfahrtslied Salutis humanae sator. Der zweite Abschnitt (6. bis 9. Jahrhundert) führt Gregor den Großen, Eugenius von Toledo, Alcuin, Beda den Ehrwürdigen, Paulus Diakonus, Notker und Theodulph vor. In der dritten Abteilung erscheinen Gedichte aus dem zehnten bis vierzehnten Jahrhundert, neben dem unvergleichlichen Dies irae, dies illa von Thomas a Celano vier Gedichte von genannten Verfassern (Hildebert von Tours, Peter dem Ehrwürdigen, Bernhard von Clairvaux, Bonaventura) und neun, die nicht auf einen Dichternamen zurückzuführen sind. Auch die letzte Abteilung, die eine Zeit größter geistiger Bewegung, das 15. und 16. Jahrhundert, umfaßt, enthält außer zwei Gedichten von Thomas von Kempen und Johannes Mauburnus nur Hymnen, deren Verfasser man nicht kennt. Der Übersetzer hebt in den kleinen biographisch-literarischen Nachweisen, die jeder Abteilung voranstehen, als besonders bemerkenswerte Lieder dieser Zeit hervor: O esca viatorum - O deus, ego amo te - Tandem fluctus, tandem luctus - Angelice patrone - Parendum est, cedendum est - und besonders das Karfreitags-Gedicht Popule meus, quid feci tibi? Die Kunst des Übersetzers verdient alles Lob. Die Uebersetzung sucht mit Ernst dem Gedanken-Inhalte des Textes gerecht zu werden und wahrt dabei der Form eine solche Gewandtheit und Leichtigkeit, das man in