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Sonderheft 1, Zeitbilder: Zwei Fragmente von Theodor Fontane "Sidonie von Borcke" und "Storch von Adebar"
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Die von Billing [Darüber: v. Hademar]

/. Kapitel. Vor der alten Feldstein Kirche, deren kleine [aus: hohe] Rundbogenfenster auf die ersten Kolonisationszeiten hinweisen, hielten fünf, sechs herrschaftliche Wagen, einige geschlossen, andre offen, denn es war ein heißer Tag. Aus der offnen Kirche hörte man die Worte des Geistlichen etc. etc. Und nun saßen sie [gestrichen: ubi] Ein Hochzeitszug kam aus der Kirche heraus. Es war ein schönes Paar. Dann folgten alte Paare, Militärs, hohe Beamte, Johanniter-Ritter, die in den Wagen Platz nahmen. Dann kamen junge Leute, die paarweise gingen. (?)

Es war die Vermählung Hildegardens, jüngster Tochter des Freiherrn v. Billing und sie fuhren nun auf das Schloß zu, das unter alten Bäumen lag. Ein Mahl war angerichtet, Reden, Toaste, der Geistliche, noch ein mitteljunger Mann sprach vertraulich und christlich und dann war es vorbei und alles fuhr ab. Um 9 Uhr war der Freiherr mit seiner Frau allein im Schlafzimmer, das sehr groß und hoch war, eine Treppe hoch und einen Balkon hatte. Es war das hübscheste Zimmer. Die Balkontür stand auf. . . Die beiden hatten ihre Stühle an den Balkon gerückt.

Nun das Gespräch der beiden Alten; furchtbar fromm, aber immer in Sorge um Hof-An- schn, um Adels-Stellung, um Erbschaft und Geld. Und dazwischen immer wieder Christen­tum. Zugleich geschieht der andren Töchter und Söhne Erwähnung.

Zweites Kapitel. Gespräch der Eltern mit der Diakonissin, die denselben Tag noch ab- rcisen will. Und mit den zwei Söhnen. Abreise.

Drittes Kapitel. Der Baumeister kommt. Kapellen-Umbau.

Viertes Kapitel. Inspizierung der Schule. Gespräch mit Pfarrer und Schulmeister.

Fünftes Kapitel. Gesellschaft. Ähnliche Schrullen kommen zusammen. Einige Liberale da­zwischen. Kirchliche u. politische Gespräche.

Roggenmuhme : aufgestelltes Roggenbündel. - Cerlach: Ernst Ludwig v. G., 1795-1877, mit Friedrich Julius Stahl Führer der Rechten, 1825 mit Voll u. a. Mitglied des Klubs in der Wilhelmstraße, der sich die Rekonstruierung des christlich-germanischen Staats zum Ziele setzte, 1844 Chefpräsident des Oberlandesgerichts in Magdeburg (gründete 1849 mit ande­ren die »Kreuz-Zeitung«). Grönlandmissionen, Herrnhuter : Vgl. »Vor dem Sturm«, 53. Kp.

Storch von Adebar: Im Manuskript folgt nach dieser Überschrift aufgeklebter Zeitungs­ausschnitt:

Gott schenkte unserem Hause durch die glückliche Entbindung meiner geliebten Frau Editha, geborenen Gräfin von Wartensieben a. d. H. Schwirsen, kurz vor Mitternacht am 4. Februar von dem siebenten gesunden Sohne neue Gnade und neuen Segen. Dies zeigt, dankerfüllt, ergebenst an

[1639] der Erblandmarschall

Schloß Basedow, Mecklb.-Schwerin Cuno Graf Hahn.

den 5. Februar 1879.

Hahns: Werner Hahn (1816-90), Redakteur der »Deutschen Reform« (Tunnelmitglied). - Lepel-Wiecks : die Familie von F.s Freund Bernhard v. Lepel (1818-85), Stammgut Wieck. - Senfft-Pilsachs: Adolf v. S.-P., Mitglied des Herrenhauses; s. F. an Wilh. Hertz am 18. Dez. 1863. - Wiehern und das Rauhe Haus: Johann Heinrich W. (1808-81), Begründer der Inne­ren Mission, gründete im Nov. 1833 für arme Kinder die Rettungsanstalt »Das Rauhe Haus« in Hamburg. - Bethanien: von Friedrich Wilhelm IV. begründetes Diakonissenhaus, in dem F. von Juni 1848 bis Sept. 1849 als Leiter der Pharmazie tätig war (vgl. »Von zwanzig bis dreißig«, In Bethanien).

Creve-coeur : Herzeleid.

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