Dagobert: der gleiche Name auch in »Effi Briest«, 3. und 4. Kp. (bei F. etwas nichtssagende Gestalten zeichnend). - Bennigsen: Rudolf v. B., 1824-1902, Präsident des 1859 von ihm gegründeten National-Vereins, 1873-79 Präsident des Abgeordnetenhauses, Führer der Nationalliberalen Partei.
H/mdetürkei: Donaufürstentümer (Moldau, Walachei).
Capel-life: das religiöse Leben der Nonconformisten (Quäker usw.).
Dobna, Dönbof: bekannte, in Ostpreußen begüterte Grafenfamilien, die oft bei F. genannt werden. - Gespräcbstbemata . . . zur Zeit des Missionsfestes: Im Manuskript folgen nach dieser Überschrift sechs Zeitungsausschnitte:
An den Prediger Lic. Hoßbacb
hat der abgesetzte Prediger Dr. Kaltboff, der »entschieden in eine Reform der Kirche ein- treten will«, ein »offenes Schreiben« gerichtet, welches in einer hiesigen Zeitung veröffentlicht worden ist. Wohl aus Rücksicht auf den Protestantenverein haben andere Blätter, welche für dessen negierende Tendenz Stimmung zu machen pflegen, dieses Schreiben ignoriert. Uns erscheinen von anderen Gesichtspunkten aus die Äußerungen des so eigentümlich auftretenden jungen Mannes nicht gerade wichtig. Den ganzen Wortlaut hier wiederzugeben, dürfte sich keinesfalls lohnen. Doch wollen wir einigen Bemerkungen des Briefstellers Raum geben, die als Aufforderungen eines Mannes, »der sich in den Grundprinzipien seines Strebens mit Lic. Hoßbach eins weiß«, die Beachtung des Protestantenvereins verdienen dürften. Diese Stellen des »offenen Schreibens« sind folgende:
»Hochverehrter Herr Kollege! Nachdem Sie in Ihrem am 19. d. M. im Berliner Unions- Verein gehaltenen Vortrag über das Thema: »Warum bleiben wir bei der Landeskirche?» namens des dortigen Protestanten-Vercins direkt gegen mich und meine Bestrebungen Stellung genommen haben, zwingen Sie mich zu der keineswegs angenehmen Aufgabe, mich mit einem Manne in eine Polemik einzulassen, mit dem ich mich doch sonst in den Grundprinzipien meines Strebens eins weiß. ... Ich denke, Sie hätten doch auch kein Recht, mir indirekt Feigheit vorzuwerfen, indem Sie Ihr Verbleiben im landeskirchlichen Amte, Ihr sogenanntes Ausharren, als den allein wahren Mut hinstellen und mir nachsagen, ich würfe die Flinte ins Korn. Es macht einen eigentümlichen Eindruck, wenn Sie sich und Ihre Gesinnungsgenossen als die treuen Dammarbeiter hinstellen, die die Welt vor einer reaktionären Hochflut bewahren wollen. Sehen Sie denn nicht, daß die gegenwärtige reaktionäre Hochflut (?!) ganz allein (!) durch die Zaghaftigkeit und die Scbwädic unserer preußischen freisinnigen Protestanten herbeigeführt ist? Wenn die Dammarbeiter wirklich treu auf der Wache gestanden und sich der entstehenden Reaktion mit ganzer Kraft entgegengeworfen hätten, würden wir wohl dahin gekommen sein, wo wir jetzt sind? Sie müssen es noch besser wissen als ich, daß seit einer Reihe von Jahren jeder kräftige Feldzug, den wir in Preußen zum Schutze der gefährdeten protestantischen Freiheit haben unternehmen wollen, an der Energielosigkeit derer, welche sich für die berufenen Führer des freien Protestantismus ausgaben, und an höchst zweifelhaften Rücksichten der Staatskirchenpolitik gescheitert ist. Oder soll ich Ihnen diese Behauptung erst noch mit Tatsachen belegen?
Nun, wenn Sie denn wirklich die mutigen Dammarbeiter sind, so werfen Sie sich noch fetzt der reaktionären Hochflut entgegen, aber tuen Sie es mit voller Energie, indem Sie und Ihre Freunde Ihre Personen und Ihre Ämter, alles, was Sie sind und haben, in den Riß stellen, dann will ich glauben, daß Ihr Bild von den treuen Dammarbeitern mehr ist als eine bloße Phrase. . .. Ich will Ihnen dagegen einen Rat geben, der ganz sicher eine Reform herbeiführen müßte, der aber auch ebenso sicher nicht wird befolgt werden. Rufen Sie alle
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