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Sonderheft 3, Theodor Fontane: Reisen in Thüringen
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eine Sache, die mir mit einem andern Romane noch ein zweites Mal passiert ist. Es war diese zweite Arbeit die Übersetzung einer sehr guten Erzählung der Mrs. Gore. Titel: The money-lender. Bei dem zuerst erwähnten Werk handelt es sich um den RomanDu hast recht getan! (1840). (Vgl. Theodor Fontane, Sämtliche Werke Bd. XV a. a. O. S. 26.) Wann und wo F.s Übersetzung vonThe moneylender veröffent­licht wurde, konnte bisher nicht ermittelt werden. Hinsichtlich der Ent­stehungszeit existieren unterschiedliche Vermutungen. Otto Pniower nahm die Jahre 185255 oder früher als Entstehungszeit an (Otto Pnio­wer, Fontane als Übersetzer eines englischen Romans. In: Beilage zu den Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 36 (1919). Her­mann Fricke datierte sie in seiner Chronik a. a. O. 1850. Helmuth Nürn­berger verweist in seiner SchriftDer frühe Fontane (Christian Wegner Verlag Hamburg 1967 S. 158 ff.) jedoch darauf, daß die Übersetzung zu einem früheren Zeitpunkt entstanden sein muß und mutmaßt, nach der Englandreise, zwischen 1844 und 1850. Nach F.s Angabe im vorliegenden Text müßte sie unmittelbar nach der Veröffentlichung des Romanes im Jahre 1843, also noch vor der Englandreise, entstanden sein. Sicher ist, da die Thüringer Aufzeichnungen dreißig Jahre später niedergeschrieben wurden, ein Irrtum nicht ausgeschlossen, aber 1846 erschien bereits derselbe Roman in einer Übersetzung von Ludwig Hauff (Mrs. Gore, Der Geldverleiher. Deutsch bearbeitet von Ludwig Hauff. Stuttgart 1846). Offen bleiben muß auch, auf welchem Wege Joseph Meyer von F.s Übersetzung Kenntnis erhalten hatte.

L. Koehlers Denkmal: Ludwig Köhler (18191862), Dichter, Schriftsteller und Publizist. F. erwähnt ihn in ,Von Zwanzig bis Dreißig als Mitglied des ,Dichtervereins ,Herwegh-Klub genannt. Christa Schultze hat in ihrem BeitragFontanes ,Herwegh-Klub und die studentische Progreß­bewegung 1841/42 in Leipzig (Fontane Blätter, Bd. 2. H. 5, 1971 S. 327 ff.) nachgewiesen, daß es sich bei diesem ,Dichterverein um eine studentische Progreßbewegung handelte, zu der F. Beziehung hatte und der Ludwig Köhler angehörte. Köhler wurde, da er in die burschenschaftlichen Untersuchungen verwickelt war, 1843 aus Leipzig ausgewiesen. Nach Aufenthalten in München und Meiningen hat er ab 1844 in Hildburg­hausen gelebt. Er war mit Joseph Meyer befreundet und hat an der Herausgabe des Meyerschen Konversations-Lexikons mitgewirkt. Sein Denkmal blieb in Hildburghausen nicht erhalten.

Mein, alter Ahasver-Koehler: 1841 veröffentlichte Köhler ein Gedicht mit dem TitelDer neue Ahasver.

Die Hauptwache: Das Gebäude steht an der Hauptzufahrt zum ehe­maligen Schloßplatz (jetzt Joh.-Sebastian-Bach-Platz). Jean Paul wohnte dort als Gast des Hofes im Mai des Jahres 1799. Im Oktober desselben Jahres soll Jean Paul noch einmal in Hildburghausen gewesen sein. Das Haus Neustadt Nr. 312 (jetzt Schleusingerstraße 5), das 1873 dem Bäcker Hardt gehörte, ist mit der Hauptwache nicht identisch. Wenn Jean Paul in diesem Hause logierte, so kann sich das nur auf einen späteren Zeitpunkt beziehen, nachdem sein Verhältnis zu der Hofdame Caroline v. Feuchtersieben bereits wieder gelöst war. Er war nach seiner

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