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Gezeichnet von Kotschenreiter.
Muter dem Gießöach.
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Der Gießbach in der Schweiz am Brienzer See ist ein Musterfall erster Ordnung. Seine Wiege steht droben hinter dem Faulhorn im Blaneugletscher am Schwarzhorn. Dort thut er den ersten kühnen Sprung aus steiler Höhe auf das Tschingelfeld, bald einen zweiten, dritten, und dann trifft er auf die Gefährten vom Faulhorn und von der Büttenalp her. Welch munteres Leben: neuer Sturz und wilder Kampf in der engen Felsschlucht der Bottenklamme, die ihn einst ganz verschlungen hätte, wenn er nicht durch vorsorgliche Menschenhände, die den begehrlichen Schlund stopften, gerettet worden wäre. Denn das sanfte Wicsenthal da droben, eine kurze Strecke der Ruhe, und nun steht er stutzend, zaudernd am Felsrande, gegen elfhnndert Fuß über dem See, in den er über die große Riescntreppe von vierzehn Stufen hinab muß, seinen Lauf zu schließen.
Im „Meyer" und im „Bädeker" ist der Gießbach mit einem Stern ausgezeichnet und von Jnterlaken oder Brienz ist er mit dem Dampfboot schnell zu erreichen. Jetzt besuchen ihn tausende; aber viele Jahrhunderte floß er unbeachtet in seiner Waldeseinsamkeit dahin, und sein nächster Nachbar, der Reichenbachfall war längst bekannt, ehe man dem Gießbach nur einige Aufmerksamkeit schenkte. Erst vor fünfzig Jahren
war ein Weg in der Tannenwildniß bis zu den oberen Fällen hin gebrochen, die Schönheit des Gießbachs ans Licht gezogen und damit eine reichsprudelnde Quelle des Gewinns entdeckt worden. Jetzt steht unten an den Fällen in der Einsamkeit ein großartiges Hotel, dem selbst Gasbeleuchtung nicht fehlt, von dem ans in der Saison die Fälle mit bengalischem Lichte erleuchtet werden, so daß sie in blau, grün und Purpur in die Nacht hinein strahlen. Wer aber diese künstliche Färbung der Natur nicht liebt, der wandte zu Fuß hinauf bis zu den obersten Fällen, durch das Grün der Matten und Wälder und mache Halt an dem zweiten Falle, hinter dem eine von beiden Seiten zugängige und die Ufer verbindende Grotte hinführt. Da treten wir ein, und über uns, vor uns rauscht die ganze Masse des Gießbachwassers dahin; wie durch einen Schleier schauen wir die Tannen, die Bäume von hier aus.
Wir sind abgeschieden durch den Wassersturz von der Welt, befinden uns wie in einer Nixengrotte und schützen uns durch Regenmantel und Schirm vor dem Sprühregen des mächtigen Falles, der in ewigem Gleichlaufen, sich selbst nur lebend, hastig ohne Rast und Ruh rauschend und donnernd hier in die Tiefe stürzt.