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ums Dasein. Originalzeichnnng von H. Sondermann.
An demselben Sonntag Nachmittag saßen auch die Frauen in dem Eckzimmer, darin wir ihnen so oft begegnet. Ihre Thränen waren getrocknet, die Schorlemmer hatte sich mit einem Kraftspruch über Abschied und Rührung hinweggeholfen und nur an Mariens langen schwarzen Wimpern hingen noch einzelne Tropfen.
Renate küßte sie und sagte: „Laß das, denn Du mußt wissen, Marie, ich glaube an dreierlei."
„Das thun alle vernünftigen Menschen," sagte die Schorlemmer. „Das heißt alle Christen."
„Und zwar glaube ich," fuhr Renate fort, „erstens an den hundertjährigen Kalender, zweitens an Feuerbesprechen und drittens an Sprüchwörter und Volksreime. Und weißt Du, an welchen ich am meisten glaube!"
„Nun?"
„Und eine Prinzessin kommt ins Haus."
Marie lächelte.
Die Schorlemmer aber sagte: „Thorheit, ich will Euch einen bessern Spruch sagen."
„Und?"
„Denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum besten dienen."
UXV. Aus Renatens Tagebuch.
Erzählungen schließen mit Verlobung oder Hochzeit. Aber ein Tagebuch, das sich bis auf diesen Tag im Hohen-Vietzer Herren- hause vorfindet und als ein theures Vermächtniß daselbst gehütet wird, gönnt uns noch einen Blick in die Zukunft. Es sind Blätter von Renatens, meines Lieblings Hand, und aus ihnen ist es, daß ich das folgende entnehme.
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„Lewin ist zurück. Ich habe nur auf diesen Tag gewartet, um, wie ich lange wollte, mit meinem Tagebuche zu beginnen. Der Säbelhieb über die Stirn kleidet ihn gilt; der weiche Zug, den er hatte, ist nun fort; Marie findet es auch. Wie war sie so glücklich! Und doch so ruhig wie sie glücklich war. Und das freute mich am meisten. Denn mir ist nichts verhaßter als Lärm; und nun gar Lärm in Gefühlen! Es traf sich sonderbar, daß wir, eine Stunde vor Lewins Ankunft, den für Grell bestimmten Grabstein ausgepackt hatten. Ein kleiner Marmor. Es war nicht ohne Bewegung, daß wir
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