Aus dem Sudan.
65
des ihm nach der Einnahme van Darfnr verliehenen Medjidie-Ordens mit dem Sterne und einen überaus reichen Säbel, der unter den Trophäen im Königspalaste zu Fascher vorgefnnden wurde. Der Vice- kvnig hat diesen Säbel dem Hokmudar als Ehrengeschenk überlassen. Dieses Schwert, welches ein Geschenk des früheren Vicekänigs Said Pascha an den König van Darsnr sein soll, ist auf der ganzen Länge der Scheide mit Gold eingefaßt und der Griff mit einigen Dutzenden sehr schöner Diamanten besetzt, van immensem Werthe, — ein wahres Cabinetstück.
Abends großartige Stadt-Illumination. Einer wollte den Anderen überbieten, und tatsächlich waren ganze Häuserfronten mit Lichtern und Flam- beaux überschwemmt, auch das kleinste Feltah Hänschen trug einige Lampen über der Pforte. Der Pascha machte die Rnndtonr zu Pferde durch die Straßen, stieg da und dort einen Moment ab und wurde a llenthalben enthusiastisch begrüßt. Die Beleuchtung dauerte drei Tage. — Seither Hören die Asumen (Abendfeste) nicht auf. Jeden Abend eine Einladung, und es ist noch gar nicht abznsehen, wann ein Ende wird, weil Jeder von den Wohlhabenden dem Pascha einen vergnügten Abend bereiten mochte. Fnm Schluffe will der Pascha ein allgemeines Volksfest für die gesammte Einwohnerschaft im Freien veranstalten.
Der Pascha brachte aus Darfnr 1000 Soldaten mit hierher, -— 800 Fnrani und 200 Reguläre. Die dortige Einwohnerzahl schätzt der Pascha ans drei Millionen, während 1>r. Nachtigal fünf Millionen angiebt. Klingende Münze circnlirt unter den Eingebornen noch nicht; bei der Invasion vor zwei Jahren wurden aber 120 000 Maria- Theresien-Thaler von hier nach Darfnr mitgenommen und es wird noch immer nachgeschickt. Nur der König erhielt gewöhnlich etwas Baargeld von den Dschellab. Die Administration ist vollständig geordnet und geregelt; das neue Königreich wurde in vier Mudirien getheilt: 1) Umschanga, im Osten, an der Grenze von Kordosan. 2) Fascher, im Centrum. 3) Dara, in: Süden, und 4) Kabkabia, im Westen. Das Land soll sehr fruchtbar sein; es werden Weizen, Sura, Dochen, Simsim, Bohnen, Fnl, Tabak, Melonen re. prodncirt; an Wasser ist keine Noth, blos muß dasselbe in gewissen Orten zwei Stunden weit herbeigeholt werden. Pferde, Rinder, Kleinvieh, Kameele und Wild sind in Menge vorhanden. Die Post ist so eingerichtet, daß die Depeschen von Fascher nach Chartnm in zehn Tagen anlangen, was dem Kenner der Straßen und Distanzen wirklich wunderbar erscheinen muß. An Wäldern, und folglich auch an Holz ist kein Mangel. Die Besatzungstrnppen in Darfnr belaufenksich aus 10 000 Mann, theils reguläre, theils irreguläre.
Als Generalgouverneur der neuen Provinz wurde Hassan Pascha Helmi eingesetzt, mit der Residenz in Fascher, welcher alle vier Mudirien commandirt. Die wissenschaftliche Erforschung des Landes besorgen die beiden Expeditionen des ägyptischen Generalstabs unter Colonel Purdy und Cvmmandant Prout. Von Darfnr sowohl als von den Schilluk laiMn fortwährend Transporte mit Kriegsgefangenen oder Rekruten hier an, wodurch die hiesige Garnison auf 3000 Mann anwuchs.
Ich habe früher erwähnt, daß der Provicar, Don Comüoni, die beabsichtigte Ansiedelung in Nuba wegen politischer Unruhen aufgeben mußte. Nach der Abreise des Monsignore nach Europa verfügte sich dessen Vertreter Don Pasquale Fiore neuerdings nach Kordosan, um abermals die Besetzung der Station Nuba zu versuchen. Am Punkte zum Aufbruch ließ der Mndir zwei Kameele zum Dienste der Regierung aus der Karavane wegführen und die Reise untersagen. Don Pasquale wendete sich von Obeid an den Hokmudar mit der Anfrage, ob die Mission nicht eine Niederlassung in Darfnr gründen dürste, woraus keine Antwort erfolgte. Jetzt läßt der Pascha durchblicken, daß er eine Mission in Darfur nicht erlauben könne, weil die Eingeborenen mohamedanisch und überdies fanatisch seien, und ihnen von anderen Religionen zu predigen nicht statthaft wäre. —
Nach Berichten aus Lado ist Gordon abermals nach Kerri und Dufile abgereist, um mit dem Dampfer, welcher erst Ende April fertig wurde, in den See nach Magango einzufahren. Gessi ist seinerzeit mit zwei eisernen Segelbarken au den See abgegangen, in Begleitung des Niam-Niam- Reisenden Piaggia, welchen Gordon engagirt hat und nach Magango beordern will.
Herr Lncas ist endlich auch flott geworden. Er hat seine Begleitung aus 40 Mann erhöht, und sein Schiff mit Dampfer schleppen lassen. Da Gordons Dampfboote in den Ghasal nicht einfahren, so muß Lncas auf Befehl des Vakils seine Barke bis Lado schleppen lassen, und von dort wieder nach Mischra el Rek zurückkehren. Lncas wird
Schweinsurths Route oder wenigstens die gleiche Richtung einschlagen. —
Auch ein Deutscher, vr. Schnitzer aus preußisch Schlesien, welcher sich als Moslim von Constanti- nopel ausgiebt, und den Namen Emiu Esfeudi führt, sowie ein französischer Maschinist, haben bei Gordon Bedienstung gefunden und sind kürzlich nach Lado abgedampft. —
Siber Pascha ist mit seinem Bataillon sammt Suite am 11. April nach Eniro aufgebrochen.
Der Naturforscher Dr. Junker ans Petersburg ist in Begleitung des Herrn Kopp ans Stuttgart angekommen, verbringt dir Regenzeit hier und will