Heft 
(1.1.2019) 07
Seite
301
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Line AaHri auf öer Gisclal'al'n.

Von

Heinrich Noe.

Mit Orighzal-Illustrationrn, nach der Natur Mrichnet von G. Haid.

II.

sem Zellersee ist es ergangen, wie fast sämmt- lichen Seen des Gebirges. Er war früher viel größer, ist durch die Einschwemmungen der Bäche kleiner geworden, so, daß sich ein Theil von ihm hier der südliche allgemach in Sumpf verwandelte, und wird zu irgend einerZeit einmal ganz und gar ausgefüllt sein.

Man weiß, daß in den Ostalpen die Seen selten sind. Von den Seeflächen Bayerns, des Salzkammer­gutes und Kärntens abgesehen, sind die Thäler zwischen Adria und der Schweiz meist trocken gelegt. Daher kommt es, daß die wenigen vorhandenen Binnenge­wässer um so mehr Anwerth finden. Ge wiß würde man den Zellersee in der Schweiz schätzen. Hier aber ist er zu vervielfachten Ehren gelangt. Schön ist die Umwallung.

Das Steinerne Meer, auf das man ans dem Berchtesgadener Land von Norden her schaut, weist uns da seine süd­lichen Abstürze. Man sieht an ihm die grauen Wände ein typisches Bild der Kalkalpen. Von Westen und Osten her dachen sich die sanfte­ren, reich bewachsenen Hänge des Schieserge- birges gegen den See hinab, der die Eisfelder wiederstrahlt, die im Süden auf dem Mittel­wall der Alpen lagern.

Das Bild erfreut nicht nur den Maler, sondern regt auch den geologisch geschulten Blick an.

Ä

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Zell am See ist jetzt eine überlaufene Sommer­frische. Es ist augenscheinlich, daß ein solcher Ort auchseinen Berg" haben muß. Ich verstehe darunter einen Berg, der nicht allzu hoch ist, den man leicht besteigen und auf welchen man die sämmtlichen verehrlichen Gäste schicken kann, ohne daß diese sich über allzugroße Mühsal und Ent­behrung beklagen. Ein solcher Berg ist für Zell in der Schmittenhöhe gefunden worden. Schon wird die unvermeidliche Zahnradbahn nach ihrem Gipfel geplant, aus welchem längst ein anständiges Gasthaus zu sehen ist.

Schauen wir uns diesen Berg, den Rigi der Gisela-Bahn, einmal noch ohne Zahn­radbahn an. Es geht von Zell ab durch Wald hinauf bis in die Alpenregion, wo über­haupt der Holzwuchs aufhört. Wenn Einer sehr langsam geht, un­terwegs mehrmals rastet und beschaulich, nicht um anzukommen, son­dern um zu sehen, den Bergpfad ansteigt, so mag er etwa vier Stun­den bis zum Gasthause ans dem Gipfel zu­bringen. Es ist der Mühe werth, daß er den Weg bedächtig zu­rücklegt, um die all­mähliche Erweiterung des Bildes zu genießen.

Der See wird dem Bergansteigenden nach und nach zur Hellen Bodenfläche einer Ca­mera Obscura, in wel- Gebirge der Umgebung Steinernen Meer an

Blick auf das Steinerne Meer. (Auf dem Wege von Saalfelden nach O.-Weißbach.)

cher er scharf sämmtliche wiedergespiegelt findet, vom