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(01/01/2019) 07
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Line Fahrt auf der Giselabahn.

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künftigen Winters, vor die Einbildungskraft führt, unterscheidet sich der Germane der Alpen von dem Wälschen, der vor Stumpfsinn und Kleinhunger nicht Zeit hat, an solche Zierrath zu denken.

Das Steinerne Meer muß man an einem Herbstmorgen gesehen haben, wenn sich das her­kömmliche Treiben der Nebel abspielt, was schönen Taget! vorherzugehen pflegt. Gegen Norden glaubt man alsdann zuerst von den Ufern des Sees aus in den grauen Himmel einer stachen Gegend zu schauen. Allmählich lichtet es sich im Grau. Mit einem

quälanstalt der weltlichen Herrschaft des Erzbis- thums, der seiner Zeit die Brandfackel der Bauern den Untergang bereitete. Hinter Lichtenberg ist die Klause eines Waldeinsiedlers auf weit vorragen­den Felsen. Der Eremit, der dort steht, hat ein in senkrechter wie wagrechter Linie groß ausge­dehntes Stück Welt vor sich.

Der Dampswagen saust vorüber, uns aber tönt es von jener lichten Felsenklause her wie Ave-Läuten und Pilger-Gesang. Es klingen die Verse Martin Greifs:

II.-

^

Zell am See

Des Kirchleins Glok- kenklang

Erscholl zum ersten Male

Im waldig dunklen

Mit Christeulobge^ sang,

Beim grauen Heiden­male

Ward da den Geistern bang.

Von Hulden und von Feen

Entstand ein groß Ge­tümmel:

Es drängte das Ge­wimmel

i Sich wieder in die ; . See'n

V- Am neuen Glan- benshimmel War Gott der Herr

zu

>'n.

Male zucken Li­nien hindurch, hier und dort erscheint eine Ah­nung von Farbe in dem weißen Vorhang. Jetzt glänzt hoch über

So geschah es auch hier. Als die Mönche im Urwald ihre Cella (Zell) am See aufrichte­ten, als das Con- gestum des Arno (im achten Jahr­hundert, in wel-

dem Gesichtskreis unter dem jäh blau gewordenen ^ chemSaalofelda's" zum ersten Mal Erwähnung Himmel eine silberne Reihe von Zacken. Sie hängt ^ geschieht) geschrieben wurde, da flüchteten sich wohl

in der Luft, denn unter ihr ist die Nebelwand noch nicht gewichen. Das ist ein Anblick, bei welchem aus dem Antlitz der vielgestaltigen Welt ein Zug unbeschreiblicher Schönheit sich abhebt.

Die Bahn zieht sich nun im Mitter-Pinzgau nordwärts. Rings herum ist eine Reihe von Versatz- Stücken wie aus einer sogenannten heroisch-roman­tischen Oper aufgestellt.

Unter dem Steinernen Meer stehen allerlei Burgen. Sie schauen, wie unten Fischhorn, aus die Gletscher unten im Süden. Da ist Lichten­berg mit schauerlichen Verließen, einemFaul­thurm" und was dazu gehört, eine alte Menschen­

die Zwerge, dieWaldleute", die Kobolde, die Dunkel-Elfen und Nixen der Bajuwaren in die Tiefen der Wasser.

Von Saalfelden ab wendet sich der Schienen­weg gegen Westen. In langer Schleife steigt er die Höhe an, welche Salzburg von Tyrol trennt. Diese Höhe, welche man mit der Station Hoch­filzen erreicht, überragt den Semmering noch fast um hundert Meter und ist der höchste Punkt der Gisela-Bahn: 963 Meter.

Bei der Station Leogang scheint durch eine Lücke rechts das Birnhorn herein, das wahre Bild eines abgewetterten Berges der grauen Kalkalpeu.