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Von
Carl Luders.
^ZLon allen Fragen, welche van großer Wichtig- keil für die Nutzbarmachung unserer Kolonien in Afrika, und besonders im tropischen Afrika sind, nimmt unstreitig diejenige über die Einwirkung des dortigen Klimas ans den Europäer einen ersten, wenn nicht den ersten Rang ein. Wollen wir einmal eolonisiren, so müssen Deutsche nach jenen Ländern gesandt werden; ob die Zahl derselben nun groß oder klein sein wird, ist von keiner Bedeutung, wohl aber ist es nothwendig, daß die Hinübergehenden darüber im Klaren sind, was sie in jenen tropischen Ländern zu erwarten haben, speciell, welche Gefahren ihnen in Folge der veränderten Lebensgewohnheiten und des Klimas drohen. Menschenleben wird das afrikanische Klima stets fordern, aber wenn die Zahl der Todesfälle verringert werden kann, so wird dadurch schon viel gewonnen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es vor allen Dingen geboten, daß die Art und Weise der dort herrschenden Krankheiten genauer, und mehr wie bis jetzt, studirt wird. Zn leugnen ist es nicht, daß die Küstenländer der afrikanischen Westküste mit zu den ungesunden Gegenden unserer Erde gerechnet werden müssen, aber nach den Urtheilen vieler Männer, Reisender, Gelehrter und Kaufleute, darf man wohl mit Recht sagen, dieselben sind besser als ihr Ruf.
Sehr oft ist die Behauptung ausgestellt worden, daß, wenn sich der Europäer erst akklimatisirt habe, derselbe nichts mehr vom Klima zu leiden brauche. Inwiefern dieser Satz richtig ist, wollen wir vorläufig unberücksichtigt lassen, und erst die Frage behandeln: „Was heißt akklimatisiren?"
Jedem wird es bekannt sein, daß der Mensch an kein bestimmtes Klima gebunden ist. Ich brauche
nicht ans die Verbreitung des Menschen in allen Klimata unserer Erde hinzuweisen; es wird nur wenige, und in Hinsicht auf Ausdehnung nur kleine Gebiete geben, die von keines Menschen Fuß betreten sind. Dort zwar, wo ewiges Eis herrscht, kann nichts Lebendes gedeihen, trotzdem, aber hat der Mensch, ausgerüstet mit Schutzmitteln, nicht eher geruht, bis es ihm gelungen ist, auch in den eisig kalten Polargegenden längere Zeit zu leben. Die Fabeln der alten Kulturvölker von Gegenden, wo die Sonne solche Macht habe, daß das Meer koche, haben sich nicht bewahrheitet; so starke Hitze, um dem Gedeihen des Menschen Einhalt gebieten zu können, findet sich nirgends, gerade dieAeqnator- länder sind vielfach dicht bevölkert.
Wenn sich nun auch der Mensch über die ganze Erde verbreitet hat, so ist doch die Unmöglichkeit erwiesen, daß ein nnd dasselbe Menschenpaar beliebig die Polarländer oder die Tropen zum Aufenthalt wählen kann, nnd dort eine gesunde, dem Elternpaare vollkommen ähnliche Nachkommenschaft zu erzeugen. Trotzdem aber besitzt der Mensch eine große Akklimatisationsfähigkeit, d. h. er kann sich mehr oder weniger vollkommen an die verschiedensten äußeren Verhältnisse in Bezug auf Temperatur, Wind, Luftdruck, Regen, Feuchtigkeit u. s. w. anpassen. „Alle Sachverständigen," sagt Oscar Pe- schel, „sind darüber einig, daß die Eingeborenen Amerikas, höchstens mit Ausnahme der Eskimos, eine einzigste Nasse bilden, und dieser einzigen Rasse ist es gelungen, sich vom nördlichen Polarkreis bis über den 50. südlichen Breitegrad allen Witterungsverhältnissen anznpassen. Die Chinesen treffen wir an der sibirischen Grenze, wo die Mittel-