Heft 
(1.1.2019) 07
Seite
318
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Von

Carl Luders.

^ZLon allen Fragen, welche van großer Wichtig- keil für die Nutzbarmachung unserer Kolonien in Afrika, und besonders im tropischen Afrika sind, nimmt unstreitig diejenige über die Einwirkung des dortigen Klimas ans den Europäer einen ersten, wenn nicht den ersten Rang ein. Wollen wir ein­mal eolonisiren, so müssen Deutsche nach jenen Ländern gesandt werden; ob die Zahl derselben nun groß oder klein sein wird, ist von keiner Bedeutung, wohl aber ist es nothwendig, daß die Hinübergehen­den darüber im Klaren sind, was sie in jenen tro­pischen Ländern zu erwarten haben, speciell, welche Gefahren ihnen in Folge der veränderten Lebens­gewohnheiten und des Klimas drohen. Menschen­leben wird das afrikanische Klima stets fordern, aber wenn die Zahl der Todesfälle verringert wer­den kann, so wird dadurch schon viel gewonnen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es vor allen Dingen geboten, daß die Art und Weise der dort herrschen­den Krankheiten genauer, und mehr wie bis jetzt, studirt wird. Zn leugnen ist es nicht, daß die Küstenländer der afrikanischen Westküste mit zu den ungesunden Gegenden unserer Erde gerechnet werden müssen, aber nach den Urtheilen vieler Männer, Reisender, Gelehrter und Kaufleute, darf man wohl mit Recht sagen, dieselben sind besser als ihr Ruf.

Sehr oft ist die Behauptung ausgestellt worden, daß, wenn sich der Europäer erst akklimatisirt habe, derselbe nichts mehr vom Klima zu leiden brauche. Inwiefern dieser Satz richtig ist, wollen wir vor­läufig unberücksichtigt lassen, und erst die Frage behandeln:Was heißt akklimatisiren?"

Jedem wird es bekannt sein, daß der Mensch an kein bestimmtes Klima gebunden ist. Ich brauche

nicht ans die Verbreitung des Menschen in allen Klimata unserer Erde hinzuweisen; es wird nur wenige, und in Hinsicht auf Ausdehnung nur kleine Gebiete geben, die von keines Menschen Fuß be­treten sind. Dort zwar, wo ewiges Eis herrscht, kann nichts Lebendes gedeihen, trotzdem, aber hat der Mensch, ausgerüstet mit Schutzmitteln, nicht eher geruht, bis es ihm gelungen ist, auch in den eisig kalten Polargegenden längere Zeit zu leben. Die Fabeln der alten Kulturvölker von Gegenden, wo die Sonne solche Macht habe, daß das Meer koche, haben sich nicht bewahrheitet; so starke Hitze, um dem Gedeihen des Menschen Einhalt gebieten zu können, findet sich nirgends, gerade dieAeqnator- länder sind vielfach dicht bevölkert.

Wenn sich nun auch der Mensch über die ganze Erde verbreitet hat, so ist doch die Unmöglichkeit erwiesen, daß ein nnd dasselbe Menschenpaar be­liebig die Polarländer oder die Tropen zum Aufent­halt wählen kann, nnd dort eine gesunde, dem Elternpaare vollkommen ähnliche Nachkommenschaft zu erzeugen. Trotzdem aber besitzt der Mensch eine große Akklimatisationsfähigkeit, d. h. er kann sich mehr oder weniger vollkommen an die verschieden­sten äußeren Verhältnisse in Bezug auf Temperatur, Wind, Luftdruck, Regen, Feuchtigkeit u. s. w. an­passen.Alle Sachverständigen," sagt Oscar Pe- schel,sind darüber einig, daß die Eingeborenen Amerikas, höchstens mit Ausnahme der Eskimos, eine einzigste Nasse bilden, und dieser einzigen Rasse ist es gelungen, sich vom nördlichen Polar­kreis bis über den 50. südlichen Breitegrad allen Witterungsverhältnissen anznpassen. Die Chinesen treffen wir an der sibirischen Grenze, wo die Mittel-