Heft 
(1.1.2019) 08
Seite
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Lovelle von A. Müller von Brandenburg.

(Fortsetzung.)

las Zimmer schien um Conrad herum zu tan­zen. Der Kopf wirbelte ihm. Fragend blickte er Strauß an.

Nichts leichter als das," fuhr dieser lächelnd fort,unser Adel ruinirt sich, und wir haben nur die Hand auszustrecken nach den Trümmern seines Besitzes. Jetzt endlich, Herr Ministerialrath, gehen Ihnen die Augen auf, und Sie verstehen die Zeit."

Ungeduldig unterbrach ihn Conrad:Sie wissen, was ich gebrauche, schnell gebrauche."

Sie sollen mit mir zufrieden sein," erwiderte Strauß,verlassen Sie sich ganz auf mich."

Im nächsten Augenblicke war er aus dem Ca­binet.

Conrad war abermals allein.

Also Reichthum! Strauß war ein Mann, der Wort hielt, das wußte er.

Der erste, wichtigste Schritt zum lockenden Ziele war gethan.

Was würde nun weiter folgen?

Er sollte mit Leonie sprechen. Was sollte er ihr sagen?

Schon war er im Begriffe, zu ihr zu gehen, als sich die Thüre öffnete.

Sie war es selbst, die eintrat.

Der gefürchtete Augenblick war da. Conrad rang nach Fassung.

Jetzt sollen Sie aber meinen Zorn kennen ler­nen," ries sie, als sie bemerkte, daß er allein war. Wen ich nicht finde im Salon, daß ist der Herr

II. 2.

Alle Rechte, besonders auch der Dramatisirung Vorbehalten.

Ministerialrath. Ich war so böse, daß ich mich allein an die Arrangements machte, aber es ging nicht. Da kommt der Papa. Jetzt soll mir der herhalten, denke ich, aber ehe ich meine Klage an­hebe, macht er ein ernstes Gesicht, ein allerernstes und sagt: Leonie, in meinem Cabinet ist Herr Bron- ker das wußte ich ja er hat Wichtiges mit Dir zu besprechen. Sprich Dich aufrichtig gegen ihn aus. Wie Du auch entscheidest, meiner Zustim­mung bist Du sicher. Ich wollte ihn fragen, was er eigentlich meinte, aber er entschlüpfte mir. Nun habe ich lange gekämpft, bevor ich herkam, zwischen Aerger und Neugierde und da bin ich; die Neu­gierde hat gesiegt."

Das Alles kam so drollig und herzig heraus, daß Bronker nicht wußte, wie er das liebe Mäd­chen aus ihrer Harmlosigkeit Herausreißen, was er ihr eigentlich sagen sollte.

Aber er mußte doch zu ihr sprechen. Der Mini­ster wollte ja zurückkommen und ihre Antwort hören; sie selbst stand vor ihm, gespannt, was er ihr mit- zutheilen haben möchte.

Noch einen Augenblick rang er mit sich selbst, und dann war sein Entschluß gefaßt. Er bat sie, ihn ruhig anhören zu wollen, und Leonie erklärte sich dazu bereit, ersuchte ihn aber, ein weniger tragisches Gesicht zu machen, widrigenfalls sie lieber gleich davon gehen wollte, um sich nicht für den Abend die Laune verderben zu lassen.

Er hielt sie jedoch zurück, als sie wirklich Miene

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