Heft 
(1.1.2019) 08
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Eßlingen.

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obs nicht nöthig wäre, daß wir Prediger zusammen­kämen an einem Ort, um mündlich hiervon und von anderen Sachen zu reden. Solches stelle ich Euch in Euer Bedeuken, und Ihr werdet mit den Andern wohl davon wissen zu handeln, und es uns wissen lassen. Ich befehle Euch hiermit dem lieben treuen Gott ewiglich. Amen. Wittenberg, 4. Oct. 1535. Euer willigster Martinus Luther."

Eßlingen hatte hierauf 1536 den Stadtpsarrer Jacob Otter zu Luther geschickt, um die Art von Uebereinkunft (nioänm aoneoräiuo) anzunehmen, die letzterer den oberdeutschen Städten bewilligte.

Aus der späteren Geschichte verdient zunächst Erwähnung, daß im Jahre 1555 das Kammerge­richt von Speier interimistisch nach Eßlingen zog, weil in ersterer Stadt die Pest ausgebrochen war. Ebenfalls wegen der Pest wurde 1566 und 1571 die Universität von Tübingen nach Eßlingen ver­legt, wo, wie Professor Crusius bemerkt,in dieser Zeit das Frauenzimmer mehr Feinheit in Sitten und mehr Zierlichkeit in Kleidung lernte". Wäh­rend des dreißigjährigen Krieges hatte auch Eßlingen schwere Lasten zu tragen, die, von den directen

Kosten und zahllosen Einquartierungen ganz abge­sehen, allein an außerordentlichen Eoutribntiouen und Geschenkei:, durch welche man Plünderung und Verheerung abzuwenden suchte, 1,200,000 Gulden betrugen. Als dann gegen Ende des Jahrhunderts die Franzosen zweimal in das Reich gefallen wa­ren, berechnete Eßlingen seinen durch diese Einfälle erlittenen Schaden auf 442,528 Gulden. Eine andere Heimsuchung brachte das Jahr 1701, in welchem am 25. October im südlichen Theile der inneren Stadt ein Feuer ausbrach, das zweihundert Gebäude in Asche legte. Endlich sei noch jenes Treffens gedacht, welches am 21. Juli 1796 zwi­schen Oesterreichern und Franzosen bei Eßlingen stattfand. Nachdem Eßlingen darauf in den Würt- tembergischen Frieden mit ausgenommen worden war und als Contribution 253,000 Gulden beizusteuern hatte, verlor es durch den Lüneburger Friedensver­trag seine Reichsfreiheit und kam mit seinem Ge­biete 1802 an Württemberg. Jetzt ist Eßlingen eine bedeutende Industriestadt, die auch durch ihren beträchtliche!: Obst- und Weinbau, sowie ihre Schaum­wein-Fabrikation große Einnahmen erzielt.

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