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der Eröffnung: „Möchte Walhalla förderlich sein der Erstarkung und Vermehrung deutschen Sinnes, möchten alle Deutschen, wessen Stammes sie auch seien, immer fühlen, daß sic ein gemeinsames Vaterland haben, ein Vaterland, auf das sie stolz sein können, und jeder trage bei, soviel er vermag, zu seiner Verherrlichung"; oder die Inschrift in dem Mosaikboden der Befreiungshalle: „Möchten die
Deutschen nie vergessen, was den Befreiungskampf uothwendig machte und wodurch sie siegten." Thaten, folgenreiche Handlungen haben die Echtheit dieser Denkuugsweise bekräftigt.
Es ist gewiß eine Seltenheit, daß der Erbprinz einer fürstlichen Nebenlinie, die nur durch das Erlöschen dreier vorgehender Linien zur Regierung gelangte, von der damals an den Höfen und Höflein herrschenden Sucht, den Versailler Sitten nachzueifern, befreit blieb, obgleich sein Vater bei seiner Geburt als Oberst eines französischen Regiments gewissermaßen in französischen Diensten stand und der König von Frankreich ihm bei der Taufe seinen Namen schenkte; selbst die Stelle seiner Geburt machte ihn, wenn er Gefallen daran fand, zum Franzosen; aber vielleicht ist es eben das früh in ihm erregte Mißgefühl, die alte Reichsstadt Straßburg durch die Franzosen vom deutschen Reiche abgerissen zu sehen, was ihm Abneigung gegen den „Erbfeind der deutschen Nation" einflößtc, die durch den Ausbruch der großen Revolution und die Vertreibung seiner Familie aus Straßburg nicht gemildert werden konnte. Sein 1799 zur Erbfolge in Bayern gelangter Vater wurde durch politische Erwägungen bestimmt, zum Rheinbünde, auf Na- poleon's Seite zu treten, der Kronprinz Ludwig mußte persönlich in den französischen Heeren die Führerschaft der bayerischen Truppen übernehmen und that dies mit großer Tapferkeit und militärischer Einsicht, allein den die halbe Welt komman- direuden Kaiser, von dem sein Glück abzuhängen schien, hat er immer gehaßt und dies in Gedichten sowie in Freundeskreisen zu Rom und Berlin oftmals ausgesprochen. Haß gegen den Corsen, Empörung über die Uneinigkeit der Deutschen, Aufforderung zur Einigung gegen den Unterdrücker nthmet in kühner, glühender Aeußernng die Mehrzahl seiner Jugendgedichte und eine poetische Epistel an seinen neugeborenen Sohn Max geht von der Annahme aus, daß er, sein Vater, für Deutschlands Befreiung fallen könne, daun „werde seines deutschen Sinnes Erbe, für die Heimath muthig führ' das Schwert" und „Eingedenk sei immer, daß als Deutscher Du geboren bist!" Er beklagte, daß er nach dem Vertrage von Ried nicht an dem Kampfe gegen Napoleon theilnehmen könnte, betheiligte sich lebhaft an der bayerischen Landesbewaffnung, spendete aus seiner Privatkasse 20,000 fl. zum Ankauf
Tenge.
von Pferden und setzte ansehnliche Preise für die Eroberung französischer Adler und Fahnen aus. Er war ein mahnender Rufer, daß man den Franzosen die geraubten Kuustschätze und Elsaß-Lothringen nebst Metz, Toul und Verdün wieder abnehmen solle, denn, heißt es in seinem Schreiben au den Kaiser von Oesterreich vom 3. Juli 1815, aus Bar-le-duc aus dem Marsche nach Paris: „es waren, sind und bleiben Deutschlands Feinde die Franzosen, welche Familie sie auch regiert." Als Kronprinz waren ihm enge Grenzen gezogen, die seine Thätigkeit aus das Sammeln von Kunstschätzen, zu dem die umwälzungsreiche uapoleouische Zeit gute Gelegenheit bot, und auf Entwürfe für seine Monumentalbauten und die neue Stadtgründung Münchens beschränkten: nach seiner Thronbesteigung war eine seiner ersten Handlungen die Aufhebung der italienischen Oper, an deren Stelle er die deutsche Oper und das Schauspiel auf die Höhe ersten Ranges brachte und zur Pflege der deutschen Musik ein Musikconservatorium errichtete, für welches er das Odeon erbauete; mit besonderem Eifer strebte er, die völkerscheidenden Zollgrenzen aus Deutschland zu verbannen und dem Verkehr der deutschen Stämme untereinander freie, leichte Bahnen zu eröffnen. Bevor der preußische Zollverein ins Leben trat, schloß Ludwig eine Zoll- und Handelseinigung mit Württemberg ab (1827) und trat sofort zu dem zwischen Preußen und Hessen gebildeten Zollverein; er verbesserte das Postwesen, nahm den von Karl dem Großen in beschränkterem Maße entworfenen Plan- einer Kanalverbinduug zwischen Donau und Main in großartiger, wenn auch durch die Eisenbahn überholter Ausführung auf, führte mit Baden zusammen eine Rhein-Correctiou ans, zu welcher der Bau des Rheiukanals und die Gründung des Hafens und der Stadt Ludwigshafen gehört, half zur Einführung der Donau-Dampfschifffahrt, faßte den Eisenbahnbau, der unter seiner Aegide Versuche und die Anlage der ersten Bahn Deutschlands erfuhr, vom Gesichtspunkte des internationalen Verkehrs auf, indem er, ohne Rücksicht auf München, die erste bayerische Staatsbnhn von Lindau über die damals wichtigsten Handels- und Fabrikstädte des Landes, Augsburg und Nürnberg, nach Hof zog, auch gleiche Spurweite und das Princip des Staatsbaues für alle bayerischen Eisenbahnen festsetzte, was in der einträglichen ersten Periode der Bahnen die Staatskasse in den Stand setzte, aus den Ueberschüssen weitere Anlagen zu unternehmen. Es würde zu weit führen, auf alle seine Regierungshandlungeu, die auf die Pflege deutscher Einigung abzielten, einzugehen; es sei nur noch daran erinnert, daß er als Pfalzgras bei Rhein den Sänger, welcher mit dem Liede „Sie sollen ihn nicht haben" das Geschrei der Franzosen