Die gestörte Ludwigs-Feier in München.
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eines goldenen Lorbeerkranzes znm Könige der Künstler erklären. Ludwig, den: politische und sonstige Verdrießlichkeiteil nicht lange zuvor die Krone verleidet hatten, lehnte die Huldigung ab. 1856 fühlte die Bürgerschaft Münchens das Be- dürfniß, ihrem Wohlthäter und zweiten Gründer durch die Widmung eines Reiterstandbildes darzulegen, das; vorgekommene Mißstimmungen der ihm gebührenden Verehrung keinen Abbruch gethan: Ludwig nahm an, wählte eineil L. v. Schwan- thaler'schen Entwurf aus, wohnte jedoch persönlich der Enthüllung nicht bei; die Künstlerschast schmückte das „aus Dankbarkeit von der Stadt Müncheil" errichtete Ludwigsdenkmal unter unbeschreiblichem Jubel. Bei der Todteufeier des Hingeschiedenen Fürsten, die sich zu einem erhabenen feierlichen Akte gestaltete, gesellte sich den Künstlern und Bürgern noch die Geistlichkeit bei und sie wird auch thätig eiugreifen bei der Säcularfeier.
Außer München haben viele bayerische Städte Veranlassung, das Andenken Ludwig's zu feiern, der sie mit Prachtstücken der Kunst ausstattete; das wichtigste Nachspiel zu der Jubelfeier der Residenzstadt fällt jedoch Regeusburg zu. Tie Abgeordnetenkammer faßte nämlich den Beschluß, 10,000 Mark zur Aufstellung einer Büste des Königs in der Walhalla auszusetzen; in der Verhandlung darüber mir den Reichsräthen wurde die Summe auf 30,000 Mark erhöht und statt der Büste ein marmornes Standbild genehmigt, dessen feierliche Aufstellung nicht bloß München oder Bayern, sondern ganz Deutschland angeht. Denn die Walhalla und die in gleichem Sinne errichtete Befreiungshalle bei Kelheim sind die beredtesten Zeugnisse für die Gesinnung und den Charakter des Königs, dessen Wirken in diesen Tagen in lebhafte Erinnerung tritt. Die Stadt München mag Ludwig dankbar sein, der sein als Kronprinz geäußertes Wort, er wolle aus München eine Stadt machen, die Keiner ungesehen lassen dürfe, der Deutschland kennen wolle, aufs glänzendste erfüllt hat. Das Königreich Bayern ist ihm verpflichtet, denn er erhob es aus tiefer Verschuldung und den Nachwehen langer Kriegszeit zum Wohlstände und versah es mit segensreichen Einrichtungen; die Geistlichkeit muß ihn preisen, weil er nicht nur herrliche Tempel erbaute, sondern für Werke der Frömmigkeit, Missionen, Schulen u. dgl. Summen verwendete, die heute noch fabelhast klingen, obgleich der jetzige Geldwerth mit dem damaligen nicht entfernt zu vergleichen ist; die Künstler verdanken ihm nicht allein den Lebenshauch ihres Daseins in München und Bayern, sondern nahmen an allen seinen Werken und Schöpfungen einen ergiebigen Antheil: Deutschland aber hat in Ludwig einen treu gesinnten Sohn und einen Fürsten zu verehren, der in den schlimmsten Tagen der Unter
drückung an seine. Erhebung, Befreiung und Verherrlichung dachte und die Hand zur Ausführung eines Werkes regte, das seinesgleichen nicht in deutschen Landen hat und an Pracht von keinem anderen der Neuzeit erreicht wird. Den Plan zur Walhalla faßte Ludwig als Kronprinz, nach dem Zeugnisse des Geschichtsschreibers Joh. v. Müller, bereits in Rom und besprach denselben mit ihm 1807 in Berlin; auf die Walhalla und die Be- sreiungshalle verwendete Ludwig mehr Geld als auf irgend ein anderes Prachtwerk, erstere erforderte 2,277,000 fl., letztere 2,154,000 fl., nur derKöuigs- bau in München reihet mit 2,157,000 fl. ziemlich ebenso, sonst bleiben alle Bauwerke, der Festsaalbau der Residenz mit 1,004,000 fl. ausgenommen, unter der Million: wohlverstanden, Geld aus Ludwig's Privatkasse, uicht aus öffentlichen Mitteln ist gemeint, wo hier Angaben dieser Art beigefügt werden. Man hat vielfach die irrige Angabe verbreitet, Ludwig habe manche Interessen des bayerischen Landes vernachlässigt, um Geld für seine „Liebhabereien" zu gewinnen; das ist falsch, Ludwig war wohl ein sparsamer Regent, doch nur zu dem Zwecke vortheilhafte Unternehmungen auszuführen; die Schöpfungen und Werke seiner Neigung fielen nur seiner eigenen Kasse zu. Man kann nachrechnen, daß er von seiner Thronbesteigung bis zu seinem Tode. 45 Jahre lang, jährlich 70,000 fl. aus dem Familienvermögen, als König in den ersten neun Jahren drei Millionen, in den folgenden 13 nur 2 V.z Millionen fl. Civilliste und nach der Thronentsagung, 20 Jahre, eine halbe Million einnahm; einige Bezüge anderer Art sind zu unbedeutend um erwähnt zu werden. Von diesen Einnahmen mußte die Hofhaltung, der ganze Hofstaat mit großen Pensionslasten und persönliche Ausgaben bestritten werden: gleichwohl beziffert sich der nachweisbare Aufwand aus Ludwig's Cabinets- kasse für künstlerische, kirchliche, fromme und milde Zwecke auf reichlich 36 Millionen fl., von denen gegen 22 Millionen fl. auf Bauwerke, Ankäufe und Herstellung von Kunstwerken und Dotationen seiner Schöpfungen fallen. Das brachte er fertig mit der Maxime: „Spare an Dir, um für Andere zu
haben", und „Gieb nicht mehr ans, als Du einnimmst"; er unternahm nach seinem eigenen Worte nichts, bevor er nicht Sorge für die Kosten bis auf den Heller getroffen. Das Walten und Schalten dieses eigenartigen Mannes muß ohne Vorurtheil in den verschiedenen Gängen und Richtungen seines Lebens verfolgt werden, um seine hohe Bedeutsamkeit zu würdigen.
Es war nicht Schönrednerei, wenn er den Grundstein der Walhalla mit den Worten weihete: „Mögen so wie diese Steine sich zusammenfügen, alle Deutschen kräftig zusammenhalten", und bei