Heft 
(1.1.2019) 09
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Die gestörte Ludwigs-Feier in München.

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nach dem linken Rheinufer beantwortete, mit einem Ehrenbecher belohnte; daß ohne seine freigebige Hand das Germanische Museum nicht zu Stande gekommen wäre, daß er nach seiner Abdankung be­deutende Geldsummen für die schleswig-holsteinische Sache darbrachte rc. und endlich, daß er nicht nur die von ihm erworbenen Sammlungen des Ger­manischen Museums, sondern die ganze Walhalla mit allem Zubehör testamentarischDeutschland, meinem großen Vaterlande" vermachte. Das sind Beweise wahrhaft deutscher Gesinnung, welche nicht leicht einem andern Fürsten in gleichem Maße nach­gerühmt werden können und an dem Tage, da das Standbild dieses Königs unter den Genossen des von ihm erbauten Ehrentempels deutscher Verdienste und Geistesgröße aufgestellt werden wird, sollten alle deutschen Gemüther ehrfurchtsvoll und dankbar diesem Akte sich anschließen.

Der Münchener Klerus hat in neuerer Zeit durch den blinden Eifer der ihm afsiliirten politi­schen Parteileute erfahren, wie wichtig es ist, ob der Hof ihm seinen Nimbus leiht oder nicht; die einst berühmten Processivnen der Residenz tragen kaum noch den Schatten des Glanzes der Zeit Lud­wigs des Ersten, welcher Kirchen erbaute, Klöster stiftete, Missionswerke unterstützte und zur Errich­tung von Hunderten von Gotteshäusern Beisteuern gab; es ist nur billig, daß die Kirche ihren Wohl- thäter ehrt, von dem Döllinger in seiner Leichen­rede sagte, daß seit dem Kaiser Constantin in der ganzen christlichen Welt kein Monarch zu finden sei, der im Verhältniß zu dem Umfange seines Landes und dessen Mitteln so viele Gotteshäuser erbaute oder restaurirte. Deshalb gehörte er nicht zu den Zeloten; von ihm gilt, was er von der Jugend­erziehung forderte:Fromm sollen meine Bayern sein, aber keine Kopfhänger." Er achtete genau die verfassungsmäßige Parität der Katholiken und Evan­gelischen; einzelne Vorkommnisse auf kirchlichem wie politischem Gebiete, welche Austoß erregten, wie die Kniebeugung der protestantischen Soldaten, die De­magogenverfolgung, waren theils damals herrschende Anschauungen der Regierungskreise, theils sind sie dem Bureaukratenthum beizumessen. Selbst von protestantischen Geschichtsschreibern wird betont, daß mit Ausnahme der Abel'schen Periode keine Zeit der Regierung Ludwig's der Tadel der Intoleranz treffe. Thatsachen bestätigen dies: von ihm wurde Erlangen zu einer protestantischen Fakultät ersten Ranges erhoben; die Protestanten, denen bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts die Aufnahme in die Münchener Bürgerschaft verweigert wurde, er­hielten unter ihm ihre erste eine große Kirche und die Königinnen Karoline und Theresa stifteten in dieselbe silberne Leuchter. Altar- und Kanzel­bekleidung; auch die Juden bekamen eine Synagoge

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und Ludwig wohnte mit Gemahlin deren Einweihung bei; für den griechischen Cultus ließ er die in der Franzosenzeit verwüstete Salvatorkirche wieder Her­stellen. Daß vorwiegend die von ihm erbauten oder unterstützten Kirchen dem katholischen Cultns zu­fielen, lag ebensowohl in den Bedürfnissen der üppig anwachsenden Residenzstadt wie in confessio- nellen Verhältnissen; indeß kommen von den vier durch Ludwig in München aufgeführten katholischen Kirchen nur zwei ans seine alleinige Rechnung, die Allerheiligen-Hofkirche mit 481,000 fl. und die Bonifaciuskirche mit 835,338 st., zur Universitäts­und Pfarrkirche St. Ludwig trug er etwas über 100,000 fl. bei, zur gothischen Mariahilfkirche in der Vorstadt Au ebensoviel und die kostbaren Glas­fenster, die 209,000 fl. zu stehen kamen. Der kurz vor seinem Hinscheiden begonnenen Giesinger Kirche konnte seine Freigebigkeit nur in geringerem Maße zufließen. Aber mit dem Bau der Basilika steht derjenige der Benediktinerabtei im Zusammen­hänge und die Wiederherstellung von sechs Bene- diktinerstisten in verschiedenen Gegenden, aus die er einschießlich der Dotation über eine Million fl. ver­wendete. Und es kommen hinzu 190,000 fl. für Glasmalereien und zum Ausbau der Thürme des Regensburger Domes, 168,000 fl. zur Restauration des Domes zu Speyer und 67,800 fl. für Glas­gemälde des Kölner Domes, dessen Ausbau ohne seine lebhafte Verwendung vielleicht nie zu Stande gekommen wäre. Seine freigebige Hand kennen Hunderte von Kirchen, auch protestantische, in allen Gegenden der Erde, besonders in Nordamerika, wo­hin viele Bayern ausgewandert waren. Rechnet man noch, was er zu gemeinnützigen Kreiskassen, Pensionsanstalten, Kinder-, Kranken- und Armen­stiftungen, Blinden- und Taubstummeninstituten spen­dete, so beläuft sich die Rechnung der königlichen Kasse für Verwendungen zu frommen und milden Zwecken über 6^ Millionen fl. Erwähnung verdient eine von ihm gestiftete jährliche Armenspeisung mit wechselndem Orte am Jahrestage der Schlacht bei Leipzig, wie er auch die Grundsteinlegung und Einweihung seiner bedeutendsten Monumentalbauten auf Siegestage des deutschen Befreiungskrieges ver­legte.

Nicht leichter fallen ins Gewicht die Summen, welche Ludwig für seine kunstliebenden Neigungen aufbot. Die schon erwähnten beiden Flügel der Residenz nebst der dazwischen liegenden Hofkirche, durch die er den wiederholt vom Feuer verwüsteten Fürstenhof aus der Asche erhob, glänzen, mehr als durch ihre Außenseiten, durch die köstlichen Guß-, Bildhauer- und Malerwerke der ersten Meister, welche theils geschichtliche Thaten und Männer, theils die griechische und die deutsche Dichtung von dem Nibelungenliede bis zur klassischen Literatur

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