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R. Tenge.
Verherrlichten; auch bei den Kirchen fällt derLöwen- theil der Malerei und Senlptnr zu. Eigens zu Kunstzwecken erbaute Ludwig die Glyptothek, zu der er bereits 1816 als Kronprinz den Grundstein weit ab von der Stadt in wüstem Felde legte; ihr Bau erforderte 426,000 st.; es handelte sich darum, die seltenen Kunstschatze des Alterthums, welche günstige Gelegenheiten ihm zugespielt hatten und von denen die Giebelgruppen des Athenetempels von Aegina mit Transport und Reparatur ans 57,000 fl., der barbarinische Faun ans 70,000 fl. — recht ansehnliche Summen für eine kronprinz- liche Kasse — zu stehen kamen, würdig unterzn- bringen und der Oefsentlichkeit zugänglich zu machen. Ebenso verhielt es sich mit der (alten) Pinakothek, deren Ban in der wohlfeilen Zeit 494,000 fl. kostete; in der französischen Occupationszeit waren viele kostbare Gemälde aus Schlössern, Kirchen, Klöstern u. s. w. vor der Plündernngssncht geborgen und aufgespeichert; für diese und neue Erwerbungen (zum Ankauf der Boisseree'schen Sammlung verwandte er 120,000 Thaler), die vor diesem Jahrhundert entstanden sind, wurde die herrliche Kunsthalle erbaut, deren Frontseiten 24 Statuen Schwanthalers zieren, während das Innere mit Fresken von Cornelius und Zimmerman ausgeschmückt ist. Gemälden aus diesem Jahrhundert und der Gegenwart widmete Ludwig die neue Pinakothek mit einem Auswande von 523,000 fl. Ein anderer Theil der Bilder wurde in Schloß Schleißheim aufgestellt, zu dessen Restauration 95,000 fl. verausgabt wurden. Einen weiteren Theil der Gemälde theilte er den Städten Augsburg, Bamberg, Nördlingen, Nürnberg und Würzburg zu. — Ganz der Oeffent- lichkeit gewidmet sind die Rottmann'schen Landschaften, die Bilder aus dem griechischen Freiheits- kampfe und die bayerischen Geschichtsbilder in den Arkaden des Hofgartens, deren Anlage 71,000 fl. kostete. Als Pendant zur Glyptothek wurde das Kunstausstellungsgebäude für 346,000 fl. und znm Abschlüsse des Königsplatzes der stolze 'Bau der Propyläen aufgeführt, welcher 728,000 fl. erforderte, diesen Schmuck Münchens beschloß Ludwig — am Tage nach seiner Abdankung. Gedenken wir noch des Siegesthores, das Ludwigs Hoffnung, die Bayern als deutsche siegreiche Truppen und Wiedereroberer Straßburg's einziehen zu sehen, erfüllt hat, und der bayerischen Ruhmeshalle mit der Riesenstatue der Bavaria, von denen ersteres 420,000 fl., letztere 941,000 fl., die Bavaria 250,000 fl. erforderte; so gelangen wir von den wichtigsten Bauwerken, die Ludwig für seine Rechnung ausführte, mit letzterer zu den Gußwerken, die ihm die Entstehung verdanken; nicht diejenigen, welche in den Prachthallen untergebracht sind, wie die kolossalen Schwan- thaler'schen Ahnenbilder im Thronsaale, deren jede
30 Centner wiegt und zur Feuervergoldung 500 Dukaten verbrauchte, sondern nur die frei ausgestellten. Zu Füßen der 22' hohen Siegesgöttin auf der Quadriga des Siegesthores befinden sich die ehernen Schalen zweier Springbrunnen, welche mit der Wasserzuführnng 174,000 fl. kosteten; der 100' hohe Obelisk, welchen Ludwig den 30,000 im russischen Feldzuge gefallenen Bayern mit einem Auswande von 48,000 fl. widmete, Thorwaldsen's Reiterstatne des Kurfürsten Max I., die Standbilder Schillers, die des Eroberers Belgrads, Max Emanuel, der Staatsmänner Westenrieder und Kreitmayr, der Generale Deroy und Rumsord, der Musiker Orlando di Lasso und Gluck, des Philosophen Schelling, des Optikers Fraunhofer, der Baumeister Klenze und Gärtner, die Feldherren Tilly und Wrede in der für 246,000 fl. erbauten Feldherrenhalle, der Monvpteros (Kosten 42,000 sl.), in dem von ihm verschönerten, mit einer Schwanthaler'schen Figur und drei Denkmälern gezierten englischen Garten, die Standbilder vor der Bibliothek, am Blindeninstitute, am Jsarthor, an verschiedenen Kirchen re. halten überall in München die Erinnerung an den kunstsinnigen König lebendig. Und ihre Zahl ist fleißig vermehrt worden durch die Ludwigsstatue, die Kolossalstatue des Königs Max I. und das gewaltige Monument Maximilians 11., welcher die neuen Stadtanlagen rühmlichst fortsetzte, die Bildsäulen Goethe's und Liebig's, den Fischbrunnen, das Sene- felder-Denkmal rc. re. Außerdem erhielten andere Städte eherne Bildsäulen, Augsburg, Ansbach (den Dichter Platen), Dinkelsbühl (den Jugendschriftsteller Ehr. Schmidt), Erlangen, Landshut, Nürnberg (Dürer) und Würzburg und zu manchem Denkmale außerhalb Bayerns half Ludwigs Kasse bereitwillig mit. Man schätzt die Summe, die der König auf die Herstellung und den Ankauf von Kunstwerken verausgabte, auf 1,400,000 fl«, wozu noch 363,000 sl. für den Erlverb des damals spottwohlseilen Grundes zu den Bauwerken und deren Umgebung kommen.
Ja, mag man hier denken, wenn man Geld und die Macht hat! — Damit allein wäre es nicht vollbracht worden; Ludwig war nicht bloß Sammler, er war Kunstkenner, mit dem seine Meister manchen Strauß zu bestehen hatten; er mußte nicht bloß die Kunstwerke aussuchen und Paläste für ihre Aufstellung erbauen, sondern auch die befähigten Kräfte, seine Pläne anszuführen; Klenze entdeckte er in Paris, Cornelius, Gärtner, Stigl- maier und die anderen Künstler, die er durch Ehrensäulen und in seinen Gedichten gefeiert hat, in Rom und anderen Orten; und er hatte die Gabe, diese Männer zu harmonischem Wirkeil zu vereinigen und für die Neubelebung der Kunst zu begeistern, denn die Schwierigkeiteil waren groß,