HM KOMM
Novelle von A. Müller von Brandenburg.
(Schluß.)
it einem Worte läßt sich auf solche Fragen keine Antwort geben, ich müßte Dir die Geschichte meines Lebens Schritt für Schritt vor Augen stellen, Dir zeigen, wie ich meine Studien betrieben, wie ich in meine Carriöre hineingekommen und ans meiner Bahn vorgerückt bin, aber dazu ist hier weder der Ort noch die Zeit. Nur das Eine glaube mir, ich bin mir meines Zieles wohlbewußt. Und nun lasse alle Besorgnisse fahren und sei versichert, daß Alles gut werden soll und Du noch Freude an Deinem Sohne haben wirst."
„Ich vertraue Dir," sagte Bronker, indem er ihm herzlich die Hand schüttelte, „aber wie stehst Du zu Bärbi?"
„Das überlasse der Zukunft und baue ans mich; es wird noch Alles zum erwünschten Ziele kommen."
Bronker wollte aus diese nichtssagende Phrase antworten, wurde aber durch das Geräusch eines Wagens unterbrochen, der soeben vorsuhr. Gleich darauf erschien Bärbi, welche den Polizeirath hereinführte.
„Viktoria!" rief Stürmer, als er kaum die Schwelle des Zimmers überschritten hatte, „wir haben gesiegt! Soeben ist die Wahlhandlung geschlossen und das Resultat bekannt gemacht. Ich warf mich sofort wieder in den Wagen und eilte heraus: Sie sind mit erdrückender Majorität zum Abgeordneten erwählt. Ich gratulire, Herr Kreispräsident!"
Conrads Augen blitzten freudig, und tiefauf- athmend rief er: „Gott sei Dank, so ist das doch errungen!"
„Nicht ohne Mühe!" versicherte Stürmer. „Ohne den Verhastsbefehl, der unseren Gegner hinter Schloß und Riegel brachte, wäre wahrscheinlich Alles verloren gewesen. So aber wurden die guten Leute stutzig und wagten nicht, einen Mann zu wählen, der vielleicht mit den Gesetzen in Confliet gerathen war. Es war eine kapitale Idee von mir!"
„Und die Verantwortung tragen Sie," ergänzte
Alle Rechte, besonders auch der Dramatisirung Vorbehalten.
Conrad. „Aber wir sind nicht allein; schweigen Sie also!" flüsterte er dem Polizeirath zu.
Aber es war zu spät; Stürmers Worte hatten bereits ihre Wirkung gethan.
„Wie?" rief Bronker, „so ist es wahr, was ncan erzählte und was ich für ein leeres Gerücht hielt: Doktor Falk ist verhaftet, ist mit Deinem Wissen, Wohl gar ans Deine Veranlassung verhaftet? Conrad, Junge, ist das wahr, ist das möglich? Sage nein, sage, daß ich mich verhört habe!"
Conrad schwieg und starrte finster auf den Boden.
„Du schweigst," schrie der Alte, „Du schweigst! Jagt Dir denn die Scham nicht das Blut in das Gesicht?! Den Jugendfreund, Deinen treuesten Kameraden hast Du ins Gefängnis; werfen lassen, hast ihn, den ich wie meinen Sohn liebte, wie einen Verbrecher behandelt? Herrgott im Himmel, ist das denn denkbar! Und dieser Mensch, der die Freundschaft mit Füßen tritt, ist mein leiblicher Sohn! Conrad, Conrad —" und er ergriff heftig seinen Arm — „Du wagst noch, Dein Auge vor Menschen zu erheben?! O, nun traue ich Dir alles Schlechte zu; nun glaube ich sogar, was sich die Leute erzählen, daß Du auch Schloß Feldingen gekauft hast oder kaufen willst."
„Und wenn ich es gethan hätte?" rief Conrad trotzig. „Wenn ich nun das an mich gebracht hätte durch ehrlichen Kauf, was Andere nicht zu halten verstanden?!"
„Du, Conrad?" fragte Bärbi schluchzend, aber er antwortete ihr nicht.
„Also Du," rief Bronker, „Du bist es, der die Schuldscheine auf die Herrschaft zusammenkaufen ließ, um die Wohlthäterin Deines alten Vaters in das Elend zu stürzen und die zur Bettlerin zu machen, die Dir einst ihre Freundschaft geschenkt hatte —"
„Und dann meine Ehre mit Füßen trat!" ergänzte der Kreispräsident mit Bitterkeit.
„Sie ereifern sich ohne Grund, Herr Bronker,"