Heft 
(1.1.2019) 10
Seite
465
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>ergcm bergab.

Von

Robert Waldmüller.

^it Kaiser Wilhelm sich in Gastein alljährlich Kräftigung und wir hoffen es Aussicht aus Verlängerung seines arbeitsfrohen Lebens holt, bringt uns jeder August eine Fülle von Zeitungs- Correspondenzen über die Beschaffenheit Gasteins, und Schuld der Tagespresse ist es sicher nicht, wenn unter den Lesekundigen noch Leute aufzn- treiben sein sollten, welche nicht wissen, wer Strau- binger ist, oder wo Mühlberger, Moser, Graben- wirth, Gruber, Waha, Groyer u. s. w. zur Ver­fügung ihrer Gäste stehen. Man braucht nie einen Fuß weit über das Weichbild seines Städtchens hinausgekommen zu sein, um zu wissen, daß die älteren Häuser des Gasteiner Orts hölzerne Häuser sind und an der östlichen Thalwand kleben und daß die einen höher als die andern liegen, gerade so viel höher, wie es nöthig wäre, wenn der obere Nachbar von seiner Thüre aus durch den Schorn­stein des untern auf dessen Herd und in dessen Suppen- oder Knödel- oder Sterz- oder Schmarren- Topf hinabgucken wollte. Ich hatte längst vergessen, daß mir vor Jahren das Donnern des 85 Meter hohen Absturzes der Ache schier wie das Rollen eines Bahnzuges von tausend und etlichen Achsen, der über eine eiserne Brücke dahin rast, erschienen war; aber seit Kaiser Wilhelm alljährlich Inter­viewer dieser und anderer Naturreize Gasteins nach dem Ausbau des Grabenwirths lockt, vergeht kein August, ohne daß ich im Geiste einmal wieder jenen Donner höre und den eisigen Wasserstanb der Ache mich in eine Wolke hüllen fühle.

Man sollte denken, daß ein so oft beschriebenes Bad neugierig machen müßte nach der Kenntniß eines weit leichter erreichbaren Bades, welchem die Analyse Stöckhardt's, des bekannten Tharandter Professors, und nicht minder diejenige Seyferth's und Kühiüs, das Recht giebt, sich ein Geschwister des berühmten Kaiserbades zu nennen, und das dabei auf eine mehr als fünfhnndertjährige Ge­schichte zurückblicken kann. Das Gegentheil ist bis­her der Fall gewesen. Bis aus den heutigen Tag

II. 2.

blüht Warmbad Wolkenstein, dem kleinen Veilchen gleich, in der Verborgenheit, und ich selbst, der ich vor drei Jahren während einiger Wochen in Wie­senbad mich dem äoleo non tnr nionts ergeben hatte, kam damals aus meinen Ausflügen nur nach dem ganz nahen Städtchen Wolkenstein, verschmähte aber den Einblick in das kann: ^ Stunden davon entlegene Warmbad Wolkenstein und habe erst jetzt das Versäumte nachgeholt.

Für Diejenigen, welche auf chemische Analysen von Heilquellen noch besonderen Werth legen die Verächter der erstern wollen ja in den Heil­quellen vor Allem der Elektricität oder dem Mag­netismus eine hervorragende Rolle zuweisen, sei hier nach dem officiellen Prospect der Warmbader Direction zusammengestellt, was die Scheideknnst über die meßbaren Bestandtheile der vier concur- rirenden Quellen ermittelt hat.

^ xi:

W

Wildbadlm

Würtem-

berg)

Gastein

Pfeffers

Gesammtgehalt der festen

Bestandtheile in einem

Pfund Wasser . . .

2,01

3,59

2,59

1,78

Gehalt in einen: Pfund Wasser:

an kohlens. Kalkerde

0,34

0,34

0,40

0,91

Talkerde

0,08

0,07

0,04

0,15

Natron . .

0,84

0,53

' -

schwefelst . .

0,29

0,40

1,49

0,24

Chlornatrium . .

0,37

1,82

0,34

0,27

Kieselerde ....

0,05

0,39

0,14

Der Prospect fügt die Bemerkung hinzu:Zieht man von den Bestandtheilen der Wildbader Therme 1^/2 Gran Kochsalz pro Pfund ab, so stimmt die­selbe qualitativ und quantitativ fast genau mit der Wolkensteiner überein."

Was den Wärmegrad der Wolkensteiner Quelle betrifft, so kann sie einer Erhöhung ihrer Tempe­ratur auf dem Wege der Heizung nur bei solchen

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