Einleitung
1 Einleitung
Die alte pädagogische Einsicht, dass Kinder dort abzuholen sind, wo sie sich befinden, setzt sıch immer mehr durch. Zunehmend wird erkannt, dass es notwendig ist, die Lernausgangslage der Kınder möglichst genau zu kennen, um das Lernen der Kinder zu fördern. Das heißt, ihnen angemessene Aufgaben zu stellen, die sie weder unter- noch überfordern, sondern in der „Zone der nächsten Entwicklung“ liegen. Selbst wenn die Berliner Zeitung titelt:„Deutsch lernen wie früher“ und den Ergebnisse einer Studie von Merkens entnimmt, dass Frontalunterricht bessere Erfolge beim Lesenlernen insbesondere von Migrantenkindern führt, findet man ım Text Aussagen, die unsere Position bestätigen; der erfolgreichsten Lehrerin gelang es „... Jedes Kind zu fördern und zu unterstützen...“, ‚,... sie schaffte es, festzustellen, wenn eine Kind nicht mitkommt...“
Auch wenn wir uns im Streit um die„besten Lehrformen‘“ an dieser Stelle nicht beteiligen wollen, wird selbst hier bestätigt, dass die Fähigkeit der Lehrerin/des Lehrers, die Fortschritte zu verfolgen und als Voraussetzung dafür zunächst einmal die Lernausgangslage jedes Kindes zu ermitteln, um die Kinder dann individuell zu fördern, notwendig ist.
Das ist eine wesentliche Bedingung für erfolgreiche Lehr-Lernprozesse- unabhängig von der Organisationsform des Unterrichts”.
Es bestätigt sich für uns immer wieder, dass es- abseits von allen„offiziellen‘‘ Lernstandserhebungen, Vergleichen etc.- eine wichtige Aufgabe ist, den Standort, an dem sich jedes Kind bezogen auf den Lerngegenstand befindet, ganz individuell zu bestimmen, um jedes Kind auf dieser Grundlage angemessen fördern und fordern zu können.
Mit unseren bisher durchgeführten Untersuchungen haben wir zu ausgewählten Inhaltsbereichen mathematisches(Vor)Wissen von Grundschulkindern, das vor der unterrichtlichen Thematisierung des jeweiligen Inhaltsbereiches bei den Kindern angetroffen werden kann, aufgezeigt und dabei immer wieder die großen Unterschiede im Wissen und Können der Kinder deutlich gemacht. Dabei ging es uns stets darum, Kompetenzen von Kindern deutlich zu machen, also zu schauen- was können die Kinder schon, wie werden Anforderungen bewältigt und nıcht vorrangig darum, Defizite aufzudecken. Selbstverständlich wird bei einem derartigen Blick auch deutlich, welche Lernvoraussetzungen bei den Kindern für die Behandlung neuer Inhalte noch nıcht vorhanden, also noch zu schaffen sind.
Unser Ziel war es stets, Lehrerinnen und Lehrern zu zeigen, dass es sich lohnt und notwendig ist, die Lernausgangslage von Kindern zu erfassen. Wir wollten ermutigen, im Unterricht stets die Ermittlung des Vorwissens von Kindern zu einem festen Bestandteil des eigenen Unterrichtskonzepts werden zu lassen.
Damit würde die bereits von Diesterweg vor mehr als 150 Jahren in seinem„Wegweiser für deutsche Lehrer‘ formulierte Anforderung an die Lehrerin/ den Lehrer:„Ohne die Kenntnis des Standpunktes des Schülers ist keine ordentliche Belehrung desselben möglich.“ umgesetzt.
' Berliner Zeitung vom 13.2.2006
* Es muss zumindest gesagt werden, dass der Blick auf nur eine Seite(hier das„Lehren“‘“) unangemessen ist, dass es immer um„Lehr-Lernprozesse“ geht und dass der Blick auf das lernende Kind entscheidend ist.
* Öffnung des Unterrichts wird viel zu häufig auf Organisationsformen beschränkt, eine Öffnung des Unterrichts hin zu den Ideen und Denkweisen der Kinder ist entscheidend und das ist auch in einem eher frontal geführten Unterricht möglich. Vgl. Grundschule„Tragfähige Grundlagen Mathematik-Offenheit und Zielorientierung“ Heft 3/ 2001