Teil eines Werkes 
Teil 2 (2006)
Entstehung
Seite
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(7) Die Aufgaben, die zum Rechnen mit und ohne Geld gestellt wurden, gehören vom Zahlenmaterial zum Inhalt des Unterrichts der Klasse 1, so dass zu erwarten war, dass (fast) alle Kinder diese Aufgaben erfolgreich bearbeiten werden. Diese Erwartungen wurden im Wesentlichen auch erfüllt. Interessant ist, dass ausgerechnet die beiden Aufgaben, bei denen reales Geld zur Verfügung stand(5+2+2 und 9-2), am schlechtesten gelöst wurden. Festzuhalten ist auch, dass das Zählen mit einer Übersetzung von Geldbeträgen in Finger die am häufigsten beobachtete Lö­sungsstrategle war.

(8) Die Unterschiede zwischen den von den Mädchen und Jungen gezeigten Leistungen bei der Lösung der von uns gestellten Aufgaben haben deutlich abgenommen, sind aber nicht vollständig verschwunden. Größere Unterschiede zu Gunsten der Jungen mussten wir auch am Ende der Klasse 1 beim allein Einkaufen, beim Beziehen von Taschengeld sowie beim Wechseln feststellen. Bei den Aufgaben, die von fast allen Kindern richtig gelöst wurden, konnten natürlich keine Unterschiede mehr ausgemacht werden.

Welche allgemeineren Schlussfolgerungen ergeben sich aus den durchgeführten Unter­suchungen?

Wir wollen unsere Ergebnisse unter zwei Gesichtspunkten zusammenfassen. Zum einen wol­len wir auf die Funktionen des Geldes im Mathematikunterricht, speziell auf die Frage, ob und wie aus unserer Sicht das Geld als Rechenhilfsmittel eingesetzt werden kann, eingehen. Und zum anderen werden wir uns der Behandlung der Größe Geld zuwenden und dabei auf die didaktische Stufenfolge und auf die von uns im Teil 1 angegebenen Bausteine eines Grö­ßenkonzepts eingehen.

Rechenhilfsmittel ja oder nein:

Man findet in der didaktischen Literatur immer wieder Hinweise, dass- insbesondere bei Schwierigkeiten im Rechnen- auf das Hilfsmittel Geld zurückgegriffen werden sollte, da dies an die Erfahrungen der Kinder anknüpft und ihnen hilft, Aufgaben erfolgreich zu lösen. Unse­re Ergebnisse zeigen, dass dies ohne unterrichtliche Behandlung der Größe Geld nicht mög­lich ist. Die Kinder verfügen nicht über das Wissen und die Erfahrungen, die es ermöglichen, darauf bei Rechnen zurückzugreifen und arithmetische Einsichten zu fördern. Es ist vielmehr festzuhalten, dass Fähigkeiten ım Umgang mit Kardinal- und Zählzahlen es den Kindern er­möglichten, auch erfolgreich mit Maßzahlen zu rechnen, wobei die Maßzahlen zunächst über­setzt wurden.

In unseren Untersuchungen wurde ganz deutlich, dass der Umgang mit dem Arbeitsmittel Geld, wie mit allen anderen Anschauungsmitteln, erst gelernt werden muss.

Trotzdem sind wir der Auffassung, dass Geld als Arbeits- und Veranschaulichungsmittel beim Rechnen genutzt werden sollte. Vorteile gegenüber der Nutzung anderer Anschauungsmittel ergeben sich aus folgendem:

e Es gibt Kindern, die mit diesem Arbeitsmittel von Anfang an(ohne Schuleinfluss) ar­beiten können(Zwanzigerfeld o.ä. lernen alle Kinder 1.d.R. erst in der Schule kennen), so dass der Lehrer an diese Erfahrungen anknüpfen kann, aber auch bewusst allen Kindern diese Erfahrungen im Unterricht ermöglichen muss.

e Rechengeld ist gleichzeitig eine Größe, die im Unterricht(Bestandteil des Sachrech­nens) und im täglichen Leben eine Rolle spielt. Didaktische Arbeitsmittel wie Zwan­zigerfeld, Hundertertafel... haben diese zusätzlichen Eigenschaften nicht.

e Rechengeld kann auch zu Hause(Originale) genutzt werden.

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