Mit meiner Schrift über den Talmud, sein Wesen, seine Bedeutung und seine Geschichte, habe ich keine gelehrte Forschung für Fach­männer beabsichtigt, sondern mehr eine populär gehaltene Darstellung für gebildete Leser, die sich über eine litterarische Erscheinung infor- miren wollen, von der jetzt so viel pro und contra gesprochen wird. Ich musste mich daher auf einen allgemeinen Umriss beschränken, auf ge­lehrte Untersuchungen im voraus verzichtend, obwohl ich den Talmud und die mit ihm verwandte Litteratur aus eigener Forschung kenne und manchen weit verbreiteten Irrthum auf diesem Gebiete zu berichtigen hätte. Mein Standpunkt in dieser Darstellung ist der möglichst unbefangene und objektive, so weit dies bei geschichtlichen Darstellungen möglich ist. Indessen verstehe ich darunter keineswegs Theilnahmlosigkeit —dies wäre selbst bei philologischen und archäologischen Forschungen nicht angebracht — sondern Unpar­teilichkeit, deren ich mich stets befleissigt habe. Vielleicht erhalten manche Leser dadurch die An­regung, sich nach dieser Richtung hin noch weiter Belehrung zu holen, zumal dies in der letzten